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Ethischer Eichton einer Republik

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Ein sorgfältig gearbeiteter Bildband liegt auf dem Tisch: „Kurt Tucholsky 1890-1935. Ein Lebensbild“. Nun glaubt man ja seinen Tucholsky zu kennen. Ak-kert man aber dieses Buch durch, stößt man auf vieles, was man nicht gewußt hat, und keineswegs nur Peripheres.

Tucholsky war einer jener Seltenen, deren Positionsänderungen nur scheinbar sind, weil sie Ziele, Hoffnungen, Prinzipien nicht wechseln, während rundum Trendwenden des Zeitgeistes und „Umwertungen aller Werte“ mit sich reißen, was nicht fest steht. Eineinhalb Jahrzehnte, das ganze kurze Leben der Weimarer Republik lang, schlug Tucholsky einen politisch-ethischen Eichton an.

Das Buch enthält Faksimiles, die beweisen, mit wieviel Arbeit der Essayist und Erzähler seine Schnoddrigkeit ziselierte. Es enthält Briefe, aus denen dem Leser Tucholskys Angst um Deutschland und zuletzt seine existentielle Verzweiflung entgegenspringen. Es vermittelt eine Ahnung von Tucholskys Trauer nach Hitlers Sieg. Er war ein kranker Mann; Schluß gemacht hat er, weil der Kampf verloren war. Ein Lese- und Blätterbuch für alle, denen der Name Tucholsky etwas bedeutet.

KURT TUCHOLSKY 1890-1935. Herausgegeben von Richard von Soldenhoff. Quadriga Verlag, Berlin 1985.294 Seiten,über 400 Abbildungen, Ln., öS 764,-.

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