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Exilliteratur heute

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Stephan Eibel, 1953 in Eisenerz geborener Autor, vor vielen Jahren im ÖRF als Bruno-Kreisky-Günstling verkannt und deshalb mit einer Literatursendung betraut, ist hoch zufrieden mit der Präsentation seines jüngsten, in slowakische Sprache übersetzten Romans „fenster helmut/vienna ha" am 2. Juli in Bratislava. „Das Femsehen war da, Interviews für sieben Zeitschriften und zwei Tageszeitungen und der Saal berstend voll", erzählt der „Exilschriftsteller". Wie bereits berichtet (siehe FURCHE 6/1989), war Eibeis Manuskript noch von den CSSR-Behörden Anfang 1989 konfisziert worden. Mittlerweile, so meint Eibel, sei drüben der kulturelle Frühling ausgebrochen, während hierzulande bloß 10.000 Schilling Druckkostenzuschuß für sein Buch bewilligt wurde.

Schon die Abwanderung österreichischer Schriftsteller zu deutschen Verlagen betrachtet Eibel als eine Form des Exils - erzwungen durch eine verfehlte Literaturförderung. „Solange die Situation in Österreich so ist wie sie ist, daß nämlich Literaturförderung im wesentlichen eine Verlagsförderung ist, wobei nicht einmal die Autorenverlage gefördert werden", will Eibel lieber im Ausland publizieren. Gerade weil er selbst einige wichtige Stipendien erhalten hat, findet er die Willkür und mangelnde Transparenz bei der Vergabe der staatlichen Förderungen für demütigend. Statt Schriftstellern und Drehbuchautoren werden Verleger und Produzenten begünstigt.

Trotz der ernst gemeinten Kritik und der „slowakischen Protestaktion" plant er nun den vierten Versuch, sein schon 1984 vom Volkstheater angenommenes und in letzter Minute wieder abgesetztes, satirisches Stück „Das Verantwortungsbüro", bei dem der kürzlich verstorbene Joe Berger Regie hätte führen sollen, mit einem in Österreich verfemten Regisseur herauszubringen. Denn Österreich braucht ein Enfant terrible, so wie er es ist, dringend.

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