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Expressiv und farbig

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Der siebente Abend im Orgelzyklus der Konzerthausgesellschaft bescherte dem Publikum des leider ungefähr nur halb besetzten Mozart-saales ein lobenswert individuelles Programm. Fast sah es so aus, als wäre Radulescu vom anderen Teil der Zuhörerschaft, nämlich dem, der zu Hause geblieben war, für diese Originalität bestraft worden. — Das Konzert begann mit dem rund ein halbes Jahrtausend alten „Salve Regina“ von Hofhaimer und schloß mit dem „Livre d'orgue“ aus dem Jahre 1951 von Messiaen. Daß Raduilescus Herz vornehmlich der Musik unseres Jahrhunderts gehört, glaubte man nicht nur dem unkonzentrierten Beginn bei Hofhaimer entnehmen zu können: Ernst Kreneks konzise Orgelsonate erstand in eindrucksvoller Geschlossenheit und expressiver Farbigkeit, Schernbergs „Varations on a Recitative“, op. 40, die der Meister wie sein Wiener Kollege 1941 für einen amerikanischen Verlag komponiert hatte, schwanken zwischen musikalischem Konstruktivismus und Bekenntniswerk über die letzten Dinge. Für beide Stücke hätte man sich auch eine größere Orgel vorstellen können. Der eigenwillige Messiaen erweckte in seiner seriellen Komposition trotz ihrer „Kalkulation“ (als geistige Basis) über weite Strecken den Eindruck frei improvisatorischer Faktur. Radalescu bestach durch seine geradezu wissenschaftliche Akribie und bemerkenswerte Viruosität.

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