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Beschaulichkeit statt Krach

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Die Kabarettisierungund Frivolisierungder österreichischen Innenpolitik nähert sich bloß inhaltlich der Satire, läßt jedoch leider jegliche Brillanz und ästhetische Qualität vermissen, die unsere einschlägige Literatur reichlich aufweist.

Man kann mancherlei Überlegungen anstellen, wie plump und stümperhaft all jenes ausfällt, das geschrieben von Herz-manovsky-Orlando, Qualtinger, gesungen von Georg Kreisler witzig und tiefsinnig wirkt. Aber was soll schon an fahrlässigem Unsinn, der unbewußt und laufend produziert wird, witzig sein? Etwa die Volksfeste auf dem Wiener Bathausplatz, die dort stattfindende Vulgarisierung des Weihnachtsmarktes, die plumpe Geldverschwendung im Burgtheater, die sich für Begie-qualitäten keineswegs als nützlich, sondern als ruinös erweist? Auf dem Bathausplatz „Wiener Eistraum", statt wie im Vorjahr 20, heuer gleich 40 Tage „gute Eis-Laune ... zahlreiche Publikumsattraktionen ... auf der Event-Bühne", wie es in einer offiziellen Aussendung heißt. 2.800 Tonnen Schotter wurden bewegt, 240 Quadratmeter Bauholz verbraucht.

Die Events dauern bis 23 Uhr nachts. Unzählige Anrainer beschweren sich über den Lärm, an den sie sich freilich schon gewöhnt haben müßten, da mit wenigen Unterbrechungen das ganze Jahr dort etwas los ist. Nun, abgesehen von den im kulturell ereignisarmen Sommer per Filmleinwand gezeigten klassischen Konzerten und Operndarbietungen von höchster Qualität könnte wohl zum Nutzen des Stadtbildes und des kulturellen Niveaus der Bingstraße darauf verzichtet werden. Das allerdings würde dem Stolz der bis vor kurzem sozialistisch alleinregierten Stadtverwaltung Abbruch tun.

Man mußte tatsächlich seit Jahren den Eindruck gewinnen: je mehr Verschwendung, je mehr Krach, je mehr Bummelplatz vor dem Rathaus (inklusive Burgtheater), desto größer und sieghafter der Stolz der sozialistischen Initiatoren. Doch wie sah es dort zu Zeiten der tatsächlich starken und erfolgreichen Sozialistischen Partei aus? Draußen war es normal still und ruhig.

Die realen und verdienstvollen Leistungen fanden hinter den Fassaden statt. Krach und Populismus waren und sind die ärgerlichen Zeichen des Verfalls.

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