Hunderte Frauen und Männer unterschiedlichster Gesinnung und Herkunft bewerben sich am kommenden Soimtag um insgesamt 108 Landtagsmandate und 21 regionale Regierungssitze. Alles nur habgierige Typen, die auf Karriere und Privilegien aus sind? Machthungrige, die nur endlich selbst eimnal ordentlich mitschneiden, packeln und Menschen hintergehen wollen? Masochisten gar, die gehaßt werden wollen?
Das sind geballt aber genau jene negativen Attribute, die den Gewählten ja dann zugeordnet werden. Ein Feindbild des kleinen Mannes, auf das die Trottoirpresse zum Halali bläst: Jagt sie wie die Hasen!
Die Tage von Brüssel haben dieses mißwillige und bösartige Zerrbild gerade rechtzeitig vor einem Wahltag wieder etwas zurechtgerückt. Was das österreichische Verhandlungsteam insgesamt, was ganz speziell und persönlich auch Alois Mock - im besten Sinne „mit Leidenschaft vmd Augenmaß zugleich" (Max Weber) ~ rund um die Uhr in der Sorge um das Gemeinwohl geleistet hat, ist ein imponierendes Beispiel dafür, was es wirklich heißt, öffentliche und politische Verantwortung zu tragen.
Sicherlich: Derartige Herausforderungen, solche „Stern-Stunden" sind selten, sind nicht jeder und jedem zugemutet. Der politische Alltag und Kleinkram ist weit weniger spektakulär, aber nicht minder aufreibend. Dank gebührt daher auch einmal denen, die sich als Volks-vertreter(innen) trotzdem zur Verfügung stellen. Deim gäbe es sie nicht, gäbe es auch keine Demokratie.
Nein, nicht die Politik verdirbt den Charakter, allerdings karm aber ein verdorbener Charakter die Politik verderben. Namen und Beispiele solcher, die den Ruf der Politiker geschmälert und damit die Leistung und Anständigkeit vieler in Mißkredit gebracht haben, sind geläufig.
Der MiStrauensvorschuß daraus, der jenen entgegengebracht wird, die zum politischen Engagement bereit sind, verschlechtert die Situation nur, statt sie zu bessern: weil er qualifizierte Menschen abhalten kann, öffentliche Verantwortung zu übernehmen, sich das anzutun.
