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Gezogen wurde sie und alles wurde durch den jähen Stillstand durcheinandergewirbelt. Nichts ist mehr so, wie es noch vor wenigen Tagen und Stunden war. Unsere pipikleine Weltordnung ist mit einem riesigen Krach in sich zusammengebrochen. Die scheinbar so eng vernetzte, grenzenlose Welt zerfiel in voneinander unermesslich weit entfernte Einzelteile. Die trügerische Nähe, bei der jede und jeder jede und jeden abbusselt, weicht vorsichtiger und auch angemessener Dis­tanz. Die vielen oft überstürzten und auch falschen Gefühle werden einer realitätsbezogenen Sicht unterzogen. Die Ferne ist plötzlich so fern, wie sie immer war.

Vielleicht wird es durch die Corona-Pandemie wieder Menschen geben, die auf ihren Urlaub zugunsten von Ferien verzichten. Das bedeutet, sich öfter in ein und derselben Gegend aufzuhalten, um deren Landschaft, deren Menschen und Künstlern näherzukommen und ein wenig zu versuchen, auch in deren Geheimnisse einzudringen.

Die Grenzen waren lange genug offen und in den Köpfen lange genug geschlossener als jemals zuvor. Europa in diesem kulturellen Sinn zusammenzufügen wurde verabsäumt. Vielleicht bricht endlich die Zeit an, in der auf Tunnels verzichtet wird, die für eine Fahrtverkürzung von 15 Minuten das Trinkwasser verseuchen; in der die Vernichtung unserer Landschaft durch neue Chalet- und Appartementdörfer schnells­tens eingestellt und auf neue Seilbahnen und Kunstschneekanonen verzichtet wird. Der so lange ausgeblendete Tod hat in unser Wohlstandsdenken wie der Blitz eingeschlagen. Eine Chance für uns, das Leben wieder um so mehr zu schätzen und zu lieben.

Wer hat also die Notbremse gezogen? Ein Teufel dürfte es nicht gewesen sein, schon eher ein Schutzengel.

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