Digitale Leere

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Daniela Strigl über volle Nachtlokale und leer stehende Hörsäle.

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Daniela Strigl über volle Nachtlokale und leer stehende Hörsäle.

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Dieser Tage soll ich im Rahmen des „Zertifikatskurses Auslandslektorat“ einen Workshop über „Österreichische Literatur nach der Jahrtausendwende“ halten. Der Kurs bietet Weiterbildung für Universitätslektorinnen und -lektoren, die international im Einsatz sind und im Sommer sozusagen ihren Heimaturlaub antreten. Wie schon im letzten Jahr muss der Workshop wie die meisten Programmpunkte online stattfinden, obwohl an der Universität Wien zur Zeit geräumige Hörsäle leer stehen.

Während die Gastronomie im Normalbetrieb läuft (der Kursheurige wurde auch nicht abgesagt) und sogar Diskotheken und Clubs wieder geöffnet sind, erlaubt das Rektorat nicht die physische Zusammenkunft von zwanzig Geimpften oder Getesteten, deren Nachweise im universitären Rahmen gewiss leichter zu kontrollieren wären als im alkoholgenährten ­Saturday Night Fever. Hier ist kein Missgeschick passiert, das eiserne Festhalten an einer akademischen Pandemie-Zeitkapsel, während die Welt draußen sich weiterdreht, ist vielmehr Programm: Mit dem absehbaren Lockdown-Ende im Mai hat die Uni Wien keineswegs, wie angekündigt, wieder auf Präsenzlehre umgestellt. Und für das Wintersemester wurde überhaupt gleich eine „hybride“ Form der Bildungsarbeit angedroht. Weil sie billiger und bequemer ist?

Inzwischen wird die Strategie des Sich-Totstellens und Untertauchens im World Wide Web freilich nicht mehr ohne Murren hingenommen. Alle sind der interdiskursiven Sterilität überdrüssig, und den meisten Beteiligten ist klar, dass das Sitzen vor dem jeweils eigenen Kastl wenig mit Universität im eigentlichen Sinn zu tun hat – mit Austausch, Diskussion, Anregung und Kritik. Von den Verantwortlichen darf man nun endlich Taten erwarten, die Zeit des schicksalsergebenen Taumelns von Lockdown zu Lockdown ist vorbei. Die Universität Yale zum Beispiel verpflichtet gar Personal wie Studierende zur Impfung.

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