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Ernst Sprech-Jandls Blasen

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SPRECHBLASEN. Von Ernst Jan dl. Luchterhand-Verlag, Neuwied und Berlin, 1968. 95 Seiten. DM 9.80.

Die „sprechblasen“ sind das zweite „konkrete“ Buch des Wiener Autors Ernst Jandl.

Von Jandl erschien 1956 ein Band mit konventionellen Gedichten: „Andere Augen.“ Nach seiner Konvertierung kamen 1964 die experimentellen Texte ,;länge gedichte“ und „kläre gerührt“, 1965 „mal hart lieb zapfen eibe hold“ und 1966 sein erster gro-*ßer Sammelband „Laut und Luise“. Die „sprechblasen“ stehen „Laut und Luise“ in nichts nach.

Sie lassen sich nach wie vor in eher visuelle und eher phonetische Texte einteilen. In Seh- und Sprechblasen sozusagen. Wichtiger als diese Unterscheidung (Jandls „Gedichte“ werden im Idealfall nämlich immer gelesen) sind die beiden am häufigsten vertretenen Methoden: die eine besteht in einer konsequenten Sprachkombinatorik, die andere in der beinahe vollständigen Reduktion auf den Einfall.

Die Reduktion auf den Einfall, wobei diese Beschränkung als freiwillige Selbstkontrolle bewußt komische Saiten aufzieht, findet in Texten wie „reihe“, ..naturgedicht“, „spruch mit kurzem o“, „sie“, „beantwortung von 7 nicht gestellten fragen“ ... Gedichte im herkömmlichen Sinn sind von Jandl nicht zu erwarten. Seine Position ist extrem; sein Opfer ist die Sprache jener Regionen, in denen sich ihre Mikroteile zum Mißverständnis anbietet. Die Übereinkünfte bekommen dihen Knacks, die KÜvertlfoiieh''- wercfer/'1WegfKrur?(i neu zusammengesetzt, Banalitäten werden überraschend ernst und das Wort beim Wort genommen. Die Vordergründigkeit erhält eine neue Dimension, und zwar gerade dadurch, daß keine raffinierte Hintergründigkeit transparent wird. Helmut Heissenbüttel schreibt dazu: „Immer wieder ist es nicht die Abfolge der grammatischen Logik, die den Zusammenhang bestimmt, sondern der Fortgang von Überraschung zu Überraschung. Überraschung, wortwörtlich Unerwartetes, schnellt Sprache fort. Das bedeutet zugleich Witz, Sprachwitz, Wortwitz.“

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