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Hitzewelle und kein Ende

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Alle stöhnen unter der Hitze, alle leiden an der Hitze, wer aber von unseren öffentlich- rechtlichen TV-Anstal ten tut etwas dagegen?

So, oder so ähnlich schrieb ich als professioneller Leserbriefschreiber an meine hauseigene Leibzeitung. Wider Erwartung reagierte eine der besagten öffentlich-rechtlichen TV- Anstalten spontan und sozusagen epochal. Sie führte den TV-Hitzeka- nal ein und entsprach so wohl der Mehrzahl der hitzegeplagten TV- Konsumenten.

Das Programm in diesem Kanal ist als Hitzekiller erster Klasse angelegt.

So sprudelt etwa analog zum so spannenden Permanentwetterpanorama von Früh bis Mittag Wasser in allen Variationen durch den Kanal. Ab Mittag werden Filme gesendet wie „Am Brunnen vor dem Tore“, „Tiefseetaucher unter sich“ oder „Ein Glas Wasser“. Dazwischen gibt es natürlich jede Menge Getränke und Badezusatzwerbung.

Besonders beliebt sind auch die Cocktailmischwettbewerbe und das Schaffeihüpfen. Dabei hüpfen die Kandidaten von einem gefüllten Wasserschaffei in das andere. Wer dabei das meiste Wasser verspritzt, ist Sieger.

Man sieht, man braucht nur Ideen gegen die Hitzeplage, und schon ist alles halb so schlimm. Natürlich wird der hitzekillende Effekt durch ein kühlendes Fußbad und einen eisgekühlten Drink auf der TV-Konsumentenseite verstärkt. Auch die Transferierung des TV-Gerätes in ein kühles Kellerstübchen hat ihre hitzedämmende Wirkung. Kommt dann von Zeit zu Zeit eine Portion Speiseeis samt Hohlhippen und Früchtemischung auf den Tisch, so kann beinahe von einem Kühlvergnügen gesprochen werden.

Es versteht sich von selbst, daß im TV-Hitzekanal hitzige Diskussionen, schwüle Grillabende und heiße Liebesszenen vermieden werden .Wenn dann noch spätabends eine Schiffsreise zum Nordcap am Programm steht, dann ist wohl das Abkühlvergnügen vollkommen.

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