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Mit den Zähnen klappern

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Voran eine persönliche Bemerkung: Ich war zwanzig Jahre Führer in der Katholischen Jugend. Ich komme aus der „Katakombenzeit“ unter Hitler. Wenn ich ein paar Treffpunkte von damals herausgreife — Wildegg im Wienerwald, Scharfefteck im Leithagebirge, die Insel Wörth im Strudengau oder die Ruprechtskirche in Wien —, so wird wahrscheinlich manchem Herrn gesetzteren Alters heute noch das Herz heiß. Ich habe in Wien den Aufbau nach 1945 miterlebt, eine Jugend, die inmitten von Dreck und Bombenschutt gemeinsam für ein neues Österreich und für die freie Kirche im freien Staat arbeiten wollte. Von den Bekenntnistagen dieser Jahre nenne ich hier nur den Fackelzug der Fünfundzwanzigtausend! Ich habe in Linz ftoch den Landesjugendtag 1963 als großen Höhepunkt erfahren und 1965 das MIJARC-Festival in Stuttgart; diese beiden Veranstaltungen nicht mehr als Jugendführer, sondern als Tontechniker. Auch dort — besonders in Stuttgart — war ein Fluidum zu spüren, das übersprang von Herz zu Herz, bis hinauf in meine glasisolierte Regiekabine über dem Neckarstadion.

Ich habe mir heuer den Bekenntnistag in einem Dekanat des Mühlviertels angeschaut. Erster verblüffender Eindruck am Ziel: viele Autos! Mercedes, Ford, Opel, Peugeot, Fiat, VW. Mein Puch 650 stand auf dem Parkplatz wie ein armer Waisenknabe.

Die Jugend hatte ein Geschicklichkeitsfahren für Autos und Mopeds. Damit wurde nämlich der Jugendtag eröffnet. Vorher versuchte noch ein Mädchen mittleren Alters, vermut-lieh die Dekanatsführerin, mit der versammelten Jugend ein Lied zu singen. Nach Text und Melodie hätte es sich ganz gut in die Wan- dervogelbewegung von anno dazumal eingefügt. Das Lied klang dünn. Eigentlich hörte man durch den Lautsprecher nur die Stimme der Führerin.

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