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Molnar in Linz

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Das Linzer Landestheater hat Franz Molnärs Spiel „Olympia“, das drei Jahre nach der Wiener Uraufführung bereits in Linz gespielt wurde, unter der Regie von Albert Lippen als Gast in den Spielplan der Kammerspiele aufgenommen. Poesie, Ironie und Gesellschaftskritik kommen gut dosiert zu ihrem Recht. Der Gesamteindruck des wohltemperierten Spieles ist erfreulich und stark. Dazu trägt auch Hermann Fleisch bei, der diesmal nicht nur für die technische Leitung, sondern auch für die Ausstattung des Stückes verantwortlich ist. Naturgemäß wirkt das Spiel 1965 nicht mehr in der gleichen Weise wie bei der Uraufführung 1927. Es war daher klug, „die gute alte Zeit“ leise parodierend zu bringen. Die starke künstlerische Persönlichkeit, aber auch die volle typenmäßige Ubereinstimmung ließen Berti Halovanic als Fürstinmutter in den Vordergrund des Spieles treten. Sie traf bestens den Ton, gemixt aus Noblesse, Jovialität und Ironie. Ihre Mimik macht auch das Schweigen beredt. Nicht ganz so glücklich scheint sich Ursula Wondrak in der Titelrolle zu fühlen. Man glaubt ihr zwar, daß sie in jahrelanger Witwenschaft als eine der ersten Damen bei Hof makellos im Scheinwerferlicht stand. Doch wird diese Kühle in keiner Weise durch Charme und Wiener Liebenswürdigkeit gemildert, die es glaubhaft werden lassen, daß Rittmeister Barna in Liebe und Haßliebe maßlos wurde. Freilich geht auch von Werner Englert als Barna keine bezwingende Wärme aus. Eher glaubt man ihm die zynische Härte seines „sozialen Erziehungsaktes“. Am Erfolg sind noch beteiligt Rolf Döring, Norbert Kammil und Rudi Joksch, der den dienstbeflissenen Gendarmerie-Oberstleutnant wohl noch etwas dämlicher auf die Bühne stellt als von Molnar gedacht. Die Premiere fand im vollbesetzten Hause beifällige Aufnahme.

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