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Digital In Arbeit

Pionier Broukal

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Schon einmal hatten die „Freiheitlichen” den Fernsehmoderator Josef Broukal nach einem Interview mit Jörg Haider vor die „Kommission zur Wahrung des Bundfunkgesetzes” zitiert. Ihre Klage wurde abgewiesen, was der Verfassungsgerichtshof anschließend bestätigte. Nun hat Broukal mit dem Kärntner Landesrat Karl-Heinz Grasser „die Klingen gekreuzt” und erntete heftige Interventionen und seine Abberufung als „Report”-Moderator. Das „Vergehen”: Statt als Moderatoren-Sprechpuppe seine politische Gesinnung und seinen kritischen Verstand an der Studiotüre abzugeben, und mit Infotainment die Zuseher einzuschläfern, geriet er angesichts der ausländerfeindlichen Weisung des blauen Landesrats in „heiligen Zorn”. Ungewöhnlich hartnäckig und scharf wollte er bloßlegen, was sich hinter Grassers Polemik verbirgt: menschenverachtende Stimmungsmache gegen ausländische Mitbürger, die keinem einzigen inländischen Arbeitslosen einen Arbeitsplatz bringt, sondern im Gegenteil österreichischen Bauunternehmern schadet.

Scheibchenweise wird im ORF seit Jahren kritischer Journalismus zu Grabe getragen. Was bleibt, ist ein Gemisch aus Parteihofberichterstattung und boulvardeskem Betroffenheits-Kitsch, das eine gefährliche Dynamik verursacht: Programmangebot erzeugt Sehergewohnheiten, und Sehergewohnheiten bestimmen das Programmangebot. Eine Spirale, die sich ständig nach unten dreht. Broukal hat mit seinem Interview diese Dynamik durchbrochen und hoffentlich eine neue Ära eingeleitet: Schon wenige läge später reagierte Peter Rabl in „Zur Sache” zum Thema „Ausländer” auffallend schroff auf die gewohnte Taktik des freiheitlichen Parteisekretärs Peter Westenthaler, unablässig andere Diskussionsteilnehmer zu unterbrechen, ihre Fragen aber zu ignorieren.

Broukal hat mit seinen emotionalen Fragen Gesinnung bewiesen, an die Mitverantwortung der Medienleute für politische Entwicklungen erinnert. Und ein mutiges Signal an kritische ,mündige' Bürger in diesem Land gesetzt. Wohl auch im Bewußtsein, daß sie dem OBF das Überleben sichern: Denn wer sonst braucht einen öffentlich-rechtlichen ORF mit Objektivitätsgebot und Bildungsauftrag?

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