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Sind Soldaten Verbrecher?

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Eine Ausstellung über die (unbestreitbaren) Verbrechen, die die Deutsche Wehrmacht im Rußlandkrieg beging, erregt viele ehemalige Soldaten; die jüngste Fernsehdiskussion „Zur Sache” spiegelte diese Erregung wider. Wahrheit tut weh.

Die Wahrheit aber ist: Jeder Krieg verroht. Jeder Krieg wird mit völkerverhetzenden Parolen aufgeheizt. Jeder Krieg setzt das Schlimmste im Menschen frei. Und jeder Krieg gibt Soldaten auch die Chance zu beweisen, daß es Möglichkeiten gibt, dieser Barbari-sierung zu widerstehen.

Die unausweichliche Schlußfolgerung muß lauten: Es gibt keine Kollektivschuld, und es gibt keine , Kollektivschuldlosigkeit. Verantwortung ist möglich und notwendig. Sie allein rettet den einzelnen und einen Staat. Die zweite Schlußfolgerung muß sein: Erziehung zum Frieden ist ein ethischer Imperativ. Sie entspringt nicht leeren Träumen, sondern wissenschaftlich erforschter Wirklichkeit, die auch ein eben erschienenes Buch (Leopold Rosenmayr, „Der Lebenskampf”) untermauert: Aggression jst, weil auch Schutzfunktion ausübend, von der Natur mitgegeben - Kampfvermeidung durch Strategien der Versöhnung ist aber schon bei höheren Tiergattungen (Primaten) grundgelegt.

Der Mensch ist nicht zur Kon-fliktvermeidung, aber zur Kriegsvermeidung befähigt. Mehr noch: Konfliktflucht ist schädlich, wirkt unproduktiv. Menschsein hat sich in gewaltarmer Konfliktkultur zu erweisen. Das muß Ziel politischer Bildung im Bundesheer sein, das sich am Nationalfeiertag mit Recht öffentlich präsentiert hat. Humane Konfliktaustragung ist auch die richtige Antwort auf Konflikte in Politik und Kirchen. Im Streit bewährt sich conditio humana, nicht in pazifistischer Scheinidylle.

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