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Tag des Zornes

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Roman Brandstaetters Stück „Der Tag des Zornes“ ist eine komplizierte Analyse der moralischen Haltung und der Seelenverfassung von Menschen, die in die Wirren des letzten Krieges gezogen worden waren In der Übersetzung von Gerda Hagenau wurde dieses Stück bereits bei den Bregenzer Festspielen und im Burgtheater aufgeführt und vom deutschen und österreichischen Femsehen ausgestrahlt. Deshalb war die Aufführung durch die Laienspielgruppe „Der Spiegel“ an der Pfarre Namen Jesu in Meidling ein großes Wagnis. Dennoch war es ein gelungenes Unternehmen. Die Laienspielgruppe unter der Regie von Fritz Grubauer war mit großem Ernst und tiefem Verständnis an diese künstlerische Aufgabe herangetreten und hatte dem Pulblikum eine große Überraschung bereitet. Das Stück spielt in Polen während des letzten Krieges. In ein Kloster flüchtet ein Jude, der von der SS verfolgt wird. Der Prior des Klosters beschließt, den Flüchtling zu verstecken, er und die Mönche sind bereit, wenn es sein muß, auch deswegen den Märtyrertod auf sich zu nehmen. SS-Kommandant in dieser Stadt ist ein ehemaliger Freund des Priors aus dem Collegium germani-cum in Rom namens Born. Die Geliebte des Kommandanten kompliziert die ganze Angelegenheit, weil sie mit Erpressungen arbeitet. Johanna Patzelt hat diese Rolle vielleicht etwas zu aggressiv gespielt. Born fand in Alfred Türk eine ausgezeichnete Realisierung. Männlich, entschlossen, zynisch und doch menschlich. Am schwierigsten war die Rolle des Juden Blatt, den Fritz Grubauer als den Gehetzten, Heimatlosen darstellte. Der Prior Heinrich Holzers war ebenfalls glaubwürdig. Ungewöhnlich gut fügte sich die Aufführung in den Rahmen der Kirche. Gespielt wurde im Altarraum, der Altar war der Refektoriumstisch, darüber der große Kruzi-fixus, über den am Anfang und am Ende des Stückes ein Lichtkegel wanderte. — Das Publikum war ergriffen und dankte der Laienspielgruppe mit herzlichem Beifall. Eine letzte Aufführung findet am Sonntag, dem 22. November, um 17 Uhr statt.

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