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Testprogramm

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In Gerhard Bronners Kärntnertortheater testet man. Man testet das Volksbegehren und den Wachmann, die Lohn- Preis-Spirale und die Strip-tease-Mäd- chen. Man testet alles, was dem Österreicher im Herbst 1964 einen — wenn auch matten — Funken von Interesse entlocken könnte. Das Ergebnis des Tests: Eine Anhäufung mehr oder weniger grotesker Situationen, von etwas Musik, zwei nett anzusehende Mädchen sind auch dabei — kurz, das, was man hierzulande unter Kabarett versteht, wie echte — Hörerbefragungen vor einiger Zeit ergeben haben. Immerhin, das Publikum jauchzt begeistertes Kreischen — wie beim Paul Löwinger …

Dem Theaterdirektor Mangel an Einfällen vorzuwerfen, wäre unfair. Es tut sich ja nichts, wenigstens hierzulande, was Zündstoff für brillantes Pointenfeuerwerk hergibt. Denn an den Autoren Bronner, Wehle, Frank und Orthofer liegts nicht. Die verstehen ihr Handwerk.

Herr Orthofer, der sich auch wieder gar artig als Conferencier versucht, redet vor allem mit den Händen. Als Stichwortbringer für Gerhard Bronner tut er sich da leicht, intellektuell klingende Wortspiele dagegen mit händischer Unterstützung beim Publikum anzubringen ist schon schwieriger.

Säulen der Vorstellung sind vor allem der trockene Johann Sklenka — übel beraten mit dem Telephonier-Altmeister Ernst Waldbrunn abgespickten Telephon- Sketch — und Kurt Sobotka — fast schon beklemmend echt als Operettenbonvivant. Erich Frank, Gerhart Steffen, Toni Kern: Typen. Gute Typen. Skurill, verschmitzt, polternd. Eben Typen.

Edith Leyrer und — neu — Dolores Schmied: Walfischgassen-Sex mit Ra- chen-R. Gegensätzlich. In Erscheinung und Stimme. Bis auf das Rachen-R. Das haben beide. Man bekommt Ohrensausen davon. Nur hinschauen und die Ohren zuhalten. So ist’s erfreulich.

Das Publikum lacht. Sehr sogar. Über eine Anhäufung mehr oder weniger grotesker Situationen. Ohne Tiefgang.

Zugegeben: Der Rezensent mußte auch lachen.

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