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Trommeln und Disteln

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Im Theater der Courage gastierten für einige Abende „Die Ko-mödianten“, eine Gruppe ambitio-nierter junger Leute, unter Führung des Autors Conny Hannes Meyer. Sie brachten eine Szenenfolge unter dem Titel „Trommeln und Disteln“, geschrieben und inszeniert vom Herrn Prinzipal — man darf ihn füglich so nennen. „Die Komödianten setzten sjch die Schaffung eines Bewegungstheaters epischer Form zum Ziel“, heißt es im Programmtext. Wie sieht so etwas nun in der bühnenmäßigen Realisierung aus? Es ist eine Mischung von Pantomime. Rezitation und Brettl, untermalt durch akzentuierte Rhythmik von Tamtam. Marschtrommel und Gitarre. Manche Anregungen kommen von Brecht, Orff und Kreutzberg, doch was die Komödianten einem verehrlichen Publico darboten, hatte Dichte. Geschlossenheit und Reife des Ausdrucks. Da steckt viel ernste, kompromißlose Arbeit drin; man

machte sich das „Anderssein“ nicht leicht, ging nicht auf billigen Effekt aus, sondern setzte statt dessen das intensive Bemühen um die Schaffung eines eigenen Stils. Conny Hannes Meyers Sprache läßt aufhorchen; der Bursche mit der Igelfrisur und dem verblichenen Kulikittel mischt Disteln und Blüten und wirft sie dem Zuschauer mitten ins Gesicht. Da packt einer das Halbstarkenproblem als Dichter an und stellt ein Lederjackenballett mit Text auf die Bühne, das „Spiel vom wandelbaren Jänner“. In der „Predigt von roten Dächern“ überhöht der Autor die Zeitkritik zu phantastischen Wortbildern. Die plakativen Antikriegsszenen sind schwächer, da klingt viel Angelesenes mit.

Ein Versuch? Gewiß. Ein interessanter Versuch? Dieser Gemeinplatz könnte nicht als Resümee gelten. Ein gelungener Versuch? Genau das. Man darf auf die weitere Entwicklung der „Komödianten“ gespannt sein.

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