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Was will Olah wirklich?

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Sibirische Temperaturen werden im harten politischen Winter Niederösterreichs, und nicht nur Niederösterreichs, gemessen. Die Zusammenarbeit zwischen den großen Parteien droht zur Gänze einzufrieren. Schwere Frostaufbrüche gefährden den politischen Humus, der sich in den Tagen des gemeinsamen Wiederaufbaues gebildet hat.

Der vergangene Woche abgehaltene außerordentliche Landesparteitag der Volkspartei, der turbulenteste seit Bestehen der Zweiten, Republik, war ein einziges Tribunal gegen Innenminister Olah. Die „Anklageschriften“ der einzelnen Diskussionsredner waren manchmal so heftig, daß selbst Kanzler Gorbach und Landeshauptmann Figl vor Unüberlegtheit und Hysterie warnen mußten. Es wurde sogar die Forderung nach sofortigen Neuwahlen im Lande unter der Enns stürmisch und mit Nachdurch erhoben. Eine „Olah-Psychose“ scheint manche Kreise in Niederösterreich erfaßt zu haben. Zum Teil sind es jene, die „Aug' um Aug', Zahn um Zahn“ fordern. Etwa nach der Faustregel: „Stutzt du meinem Staatssekretär die Flügel, beschneide ich sie deinem“, aber was viel gefährlicher ist, .„versetzt du meinen Inspektor, schikaniere Ich deinen Revidenten!“

Wenn Kräfte solcherart in den beiden großen Parteien die Oberhand bekommen, dann ist unsere „Demokratur“ auf dem besten Weg zum „Ungeheuer“ zu werden. Der janusköpfige „Leviathan“ wird hier und dort alles verschlingen, was anderer Farbe ist. Dann stehen uns Zeiten bevor, vor denen der Wiener Kardinal in seiner Silvesteransprache mit Nachdruck gewarnt hat

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