Wie gut geht’s den Dänen?

Wie man Österreich mit dem Heurigen, Ungarn mit der Zigeunermusik oder Spanien mit dem Stder- kampf identifiziert, so sind auch die Meinungen über die Skandinavier oft recht einseitig-primitiv. Der

USA-Reporter Connery macht hier eine gut fundierte Bestandsaufnahme und gibt ein anschauliches Bild von den Dänen, Norwegern, Schweden, Finnen und Isländern, die der zweite Weltkrieg mehr in den Vordergrund gerückt hat. Es sind Kleinstaaten, die „in vielen Bereichen an erster Stelle in der Welt stehen“ und zum Teü einen Wohlstand entwickelten, zu dem die Zugehörigkeit zu einem Großraum keineswegs Bedingung ist. Die Skandinavier halten an der Überlieferung fest und huldigen evolutionärem Fortschritt, „so konnten sie eine Gemeinschaft begründen, deren Unversehrtheit beispiellos ist“. Ihre Sozialisten sind keine Marxisten und daher kein Staat und Nation sprengendes Element. Die den nordischen Nationen anhaftenden Schattenseiten erweisen sich im Licht gewissenhafter Statistik als nicht dunkler als anderswo in der Welt. Connery stellt die Skandinavier objektiv dar, die geruhsamen Dänen mit ihrer vielleicht „ältesten Dynastie der Welt“ und mit dem USA-Stützpunkt auf Grönland, die vom Krieg hart mitgenommenen Norweger, die wie Dänemark und auch das kleine Island mit weniger Einwohnern als Linz in der NATO Sicherheit suchen, die in ihrer Struktur eher differenzierten Schweden, die in der Industrie führend wurden, die den Streik abgeschafft haben und „im Vergleich zu ihrer Bevölkerungszahl die stärkste Militärmacht Europas darstellen“. Zum Zivilschutz ist Schweden „wie keine andere Nation unter die Erde gegangen“. Die Finnen sind ebenso glänzende Olympiadesieger wie vorbildliche Vaterlanidsverteidi- ger, die 1939 bis 1945 größte Opfer für ihre noch immer bedrohte Existenz gebracht haben. „Die Skandinavier“ sind ein sehr belehrendes Büch.