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Wohnungsgeschäft — geringes Interesse

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Im Jahre 1963 versuchte die Regierung die Bodenpreise zu stoppen. Doch es gelang ihr zwar, die Spekulation etwas einzudämmen, aber die Preise stiegen weiter. Die Zeitschrift „Le Nouveau Candide“ greift aus der Fülle der Fälle ein Beispiel heraus: Ein Unternehmer entschloß sich kürzlich, ein halbverfallenes Haus an der Grenze des als „vornehm“ geltenden 16. Stadtviertels von Paris zu erwerben. Im Erdgeschoß befand sich eine kleine Autoreparaturwerkstatt. Von seiten eines Experten Wurde der Wert des Grundstückes auf 180.000 Franc veranschlagt. Der Besitzer der Reparaturwerkstatt schaltete sich jedoch ein und erreichte eine Wertsteigerung des Objektes auf 400.000 Franc, die natürlich zu Lasten der Mieter des Hauses gingen, das später auf dem Gelände erbaut wurde. Generell kann festgestellt werden, daß im Laufe der letzten Jahre das Wohnungsgeschäft für die Unternehmer stark an Interesse eingebüßt hat: Vor sechs bis sieben Jahren war für eine Geschäftsoperation von einer Million Franc ein Eigenkapital von

200.0 Franc notwendig, während der Rest des Programms von den Interessenten finanziert wurde. Nach drei Jahren konnte der Unternehmer damit rechnen, den Einsatz zurückzuerhalten und darüber hinaus einen Gewinn von 30 Prozent zu verzeichnen. Unter den heutigen Verhältnissen muß für eine gleichartige Operation die Summe von

400.0 Franc auf den Tisch gelegt werden, und der Gewinn beträgt im besten Fall 15 Prozent.

Um dieser Krise zu begegnen, empfehlen manche Leute eine etwas vereinfachte Roßkur: Sie schlagen einen Baustopp bis zur Absorbierung der Wohnungsüberschüsse vor, ohne an die Gefahr der demographischen Explosion zu denken, die bereits im Schulwesen ihren Niederschlag gefunden hat. In jedem Fall ist damit zu rechnen, daß die nächsten Jahre von einer deutlichen Rezession des privaten Wohnungsbaues gekennzeichnet sein werden.

Wohnungsbau auf dem Lande benachteiligt

Nicht weniger problematisch ist die Lage des Wohnungsbaues auf dem Lande, wie der soeben stattgefundene 18. Kongreß des Nationalverbandes des ländlichen Wohnungsbaues, der in Paris in Anwesenheit des Landwirtsohaftsministers Edgar Faure stattfand, deutlich machte. In seinem Bericht teilte der General- delegierte des Verbandes, Jacques Pinson, mit, daß im letzten Jahr für Landwirte und Landarbeiter mit staatlicher Hilfe erbaute Wohnungen nur zwei Prozent des Nationalprogramms ausmachten, obwohl der bäuerliche Anteil der Bevölkerung immer noch 17 Prozent der Gesamtbevölkerung beträgt. Das Phänomen wird damit erklärt, daß das schnelle Wachsen der Städte die Staatskredite in diese Richtung dirigierte.

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