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Zuerst sei vorausgeschickt, daß ich George Taboris Arbeiten außerordentlich schätze und daß ich für ihn selbst große Sympathie empfinde.

Umsomehr bedaure ich, daß es zu den traurigen Vorgängen in Salzburg überhaupt kam. Warum mußte es notwendig sein, Taboris Inszenierung von Franz Schmidts ,JSuch mit den sieben Siegeln” abzusetzen?

Diese Frage möchte ich allerdings um Wesentliches erweitern: Warum sollte überhaupt dieses ■ Oratorium durch eine theatralische Inszenierung ergänzt werden? Und wenn diese Idee schon geboren wurde, wer kam gerade auf Tabori für eine Inszenierung in der Kollegienkirche?

Kannte jener — wer immer das war, dem dieser Einfall kam — überhaupt das Werk und die Intentionen George Taboris und wußte er, was in einer Kirche heute szenisch darzustellen möglich ist und was nicht?

Ich stelle auch die Frage an die Erzdiözese Salzburg, die wohl im Planungsstadium mit der Sache befaßt worden sein mußte: Kannte man die möglicherweise auftauchenden Probleme nicht, war man völlig ahnungslos trotz vatikanischem Erlaß, daß bei Darbietungen in einer Kirche besondere Rücksicht walten sollte?

Die Absicht, einen bedeutenden, sehr eigenwilligen Regisseur wie George Tabori für die Salzburger Festspiele zu gewinnen, kann gar nicht freudig genug begrüßt werden, aber konnte dies nicht für eine Inszenierung in einem Theater oder auf einem freien Platz geschehen?

Wußten die Verantwortlichen der Festspiele nicht, daß ein überaus verdienstvoller, aber puristischer Papst in Rom Beachtung und Aufmerksamkeit verlangt? Und hatte man letztlich auch keinerlei Vorstellung von dem Publikum, das zu einer solchen Veranstaltung in die Kollegienkirche kommt?

Nicht einmal zuerst die Diözese, sondern das Publikum war unruhig geworden, und das wenigstens hätte die Direktion der sonst so heiklen Festspiele voraussehen können.

Wußte diese Direktion auch nicht, in welch schwieriger Situation sich Österreich derzeit mit seinem miserablen Image im Ausland befindet? Peinlich ist jetzt die Absetzung der Inszenierung.

Und tief zu bedauern ist, daß George Tabori nicht eine Arbeit übertragen erhielt, die seine großen Qualitäten am richtigen Salzburger Ort zeigen konnte. Er wird wohl für die Festspiele endgültig verloren sein. War diese Verstimmung nötig?

So viele Fehler gleichzeitig — wahrlich eines gesamt-österreichischen negativen Festivals der leicht vermeidbaren Mißgeschicke würdig.

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