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Filmschaffen aus Lateinamerika

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500 Jahre Entdeckung Lateinamerikas oder 500 Jahre Entdeckung Europas? Die Geister regen sich, die Geister geraten in Streit: Wer hat eigentlich wen entdeckt, wer störte wen?

Lateinamerika ist in diesem Jahr in aller Munde, eine groß angelegte Filmveranstaltung versucht, den Österreichern auch lateinamerikanische Wirklichkeit im Film vor Augen zu führen. „Utopia America", von einer Grazer Veranstaltergruppe initiiert, präsentiert 23 zum größten Teil neueste Filme von einem Kontinent, auf dem Filmkunst eine ungewohnt wichtige Rolle spielt. Es geht um die Entdek-kung Amerikas heute, unter Vorzeichen, die Ausdruck einer wechselreichen und teilweise sehr leidvollen Geschichte sind.

Folgende Themenkreise werden angesprochen:

□ Es werden Filme gezeigt, die sich mit der Geschichte der Kolonialisie-rung auseinandersetzen - ein Spiegel für uns Nachfahren in der alten Welt.

□ Die Suche nach der eigenen Identität ist ein herausragender Faktor im Schaffen lateinamerikanischer Filmemacher. Dabei geht es nicht nur um ihre Identität allein, sondern um die kulturelle, religiöse und soziale Identität eines Kontinents, um die kulturelle Selbstentdeckung Lateinamerikas in der Auseinandersetzung und Begegnung Amerikas mit Europa.

□ Die Problematik der Entdeckung Lateinamerikas hat natürlich auch europäische Projektionen auf den amerikanischen Kontinent ausgelöst. Es entstehen eine Reihe von Mythen und Utopien, die der amerikanischen Wirklichkeit keineswegs entsprechen.

Filme können ein sehr vielschichtiges Bild von Wirklichkeit vermitteln, das unser von Klischees geprägtes Wissen erheblich erweitert. Dieses Filmfest könnte, eingebettet in eine Reihe anderer Möglichkeiten, sich mit der konfliktreichen Beziehung Europas zu Lateinamerika auseinanderzusetzen, ganz entscheidend in der Vielzahl von Gedenk-Veranstaltungen sein: Das filmische Bild vermittelt Authentizität in einer komplexen Vielfalt wie kaum ein anderes künstlerisches Medium. Ohne Sprachprobleme werden Bilder vom Leben, von Geschichte und Gegenwart Lateinamerikas sehr unmittelbar nahegebracht.

Als Veranstalter der Lateinamerikanischen Filmtage scheinen größtenteils kirchliche Organisationen (in Zusammenarbeit mit lokalen Kinos) auf, auch wenn so aufwendige Projekte nur mit großzügiger Unterstützung öffentlicher Subventionen möglich sind. „Kino - Grazer Filmgespräche" ist für die Gesamtorganisation verantwortlich und wird im Oktober 1992 im Rahmen des steiri-schen herbstes eine andere amerikanische Realität ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken, nämlich das „black american cinema".

Graz (Rechbauerkino): 6. bis 19. März Wien (Filmhaus Stöbergasse): 6. bis 19. März 1992

Linz (Movimento): 14. bis 26. März Salzburg (Kapitelsaal): 9. bis 20. März Innsbruck (Cinematograph): 6. bis 25. März 1992

Bregenz (6. und 26. März, Forstersaal), Dornbirn (12. März Weltlicht-spiele)

Klasenfurt (Alternativkino): 13. bis 26. März 1992

In der Steiermark, in Oberösterreich und Salzburg wird ein Teil der Filme auch in regionalen Spielorten angeboten.

Nähere Informationen: „Kino -Grazer Filmgespräche, Bischofplatz 2. 8010 Graz (Tel.: 0316/8041/347 oder 348) oder in den Kinos.

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