In Estland soll eine Volksabstimmung über Verbleib oder Austritt aus der Sowjetunion abgehalten werden - ziemlich genau 70 Jahre nach dem Frieden von Dorpat am 2. Februar 1920, in dem Sowjetrußland erstmals die Unabhängigkeit Estlands anerkannt hatte.
Dieser Friedensschluß war das erste internationale Abkommen, mit dem die Sowjetmacht aus ihrer Isolierung heraustrat. Er schloß zwei Jahre des Bürgerkriegs ab, in denen estnische Nationaleinheiten, zaristische und deutsche Truppen teils gemeinsam gegen die Bolschewiken, dann wieder gegeneinander kämpften.
700 Jahre waren die Ostseeländer Zankapfel zwischen Dänen, Schweden, Russen und Deutschordensrittern gewesen. Vor allem Estland war kulturell stark deutsch geprägt, Dorpat besaß die älteste Universität des Zarenreichs; bis 1889 wurde dort deutsch unterrichtet.
Estland hatte sich als erste Provinz schon im Februar 1918 für selbständig erklärt. In den 20 Jahren seiner Unabhängigkeit „verbrauchte" es drei Verfassungen, bis der Hitler-Stalinpakt es den Sowjets auslieferte.