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Gegenwarts-Spiegel

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Der Roman „Eine Messe für die Stadt Arras“ von Andrzej Szczy-piorski stellt eine Stadt dar, in der es im Jahr 1458 — nach der Heimsuchung von Hungersnot und Pest - zu grausamen Juden-und Hexenverfolgungen, Prozessen wegen angeblicher Häresie, aber auch zu Brandschatzung und Gewaltverbrechen gekommen ist. Doch der Roman ist viel mehr: Er ist die exemplarische Studie eines Menschen, der erkennt, daß zwischen der Achtung vor dem Zweifel und der Achtung vor dem Schicksal ein Zusammenhang besteht - wobei Schicksal nichts meint, was als Vorsehung verstanden werden könnte.

Der Roman ist aber auch eine Absage an billige Religiosität, die den Menschen aus seiner Verantwortung entläßt, weil ohnehin Gott für alles verantwortlich ist. Gleichzeitig ist das Buch eine Absage an die Verdrängung.

So wird der scheinbar historische Roman zu einem Spiegel für die Gegenwart, in der Verdränger und Beschwichtiger Freifahrten auf Rolltreppen ins Vergessen anbieten.

EINE MESSE FÜR DIE STADT ARRAS! Von Andrzej Szczypiorski. Diogenes Verlag, Zürich 1988. 198 Seiten, geb., öS 209,-.

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