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Digital In Arbeit

Geradlinig und unbequem

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,Jdit Visionen lassen sich keine Mehrheiten mobilisieren.“ Alfred Dallinger hat es in Kauf genommen — und hat trotzdem unbeirrt seinen Weg verfolgt: hart attackiert von politischen Gegnern, wenig unterstützt eigentlich von Parteifreunden.

Arbeitszeitverkürzung, Wertschöpfungsabgabe, Grundeinkommen ohne Arbeit: damit ist er in die Schlagzeilen gekommen, nie im Zusammenhang mit Skandalen. Die Punze als „linker Utopist“ trug er nur äußerlich gelassen. Er empfand sie als Abqualifizierung.

Alfred DcCllinger, bei einem Flugzeugabsturz am 23. Februar tragisch ums Leben gekommen, war ein Vorbild an Geradlinigkeit. Dadurch war er angreifbar: Weil er sagte, was er dachte, war er unbequem.

Seine Ideale, die ihn mit der Gewerkschaftsbewegung und mit der SPO verbanden, ließ er nicht in Sonntagsreden verkommen, sondern lebte sie. Trotzdem war er bereit, liebgewordene Vor-

Stellungen zu überprüfen, beispielsweise jene, daß staatliche Transferzahlungen für alle gleich sein müßten. Der älter gewordene Dallinger hat sehr wohl erkannt, daß es nicht um das Gleiche, sondern um das Notwendige geht.

Seine Verdienste um die soziale Sicherheit in Österreich können sich sehen lassen. Ein wirklich großer Erfolg blieb ihm versagt: Er schaffte Änderungen des Pensionssystems in kleinen Anläufen, eine große Reform glückte ihm nicht. Das Unglück hat ihn mitten aus dieser Arbeit und 62jährig aus dem Leben gerissen.

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