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Geschichte erlebt

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Es geht, wieder einmal bei Peter Härtung, um die deutsche Vergangenheit in unserem Jahrhundert. Denn der Rechtsanwalt A. B. ist 1906 in Breslau geboren, doch: „Ich habe ihm, um ihn zu finden, einen anderen Namen gegeben: Felix Guttmann.“

Manchmal schiebt der Autor in den Lebensroman eine kurze Erinnerung an das Vorbild ein, jenen alten Mann, den er kannte und der sich väterlich um die alltäglichen Angelegenheiten des um fast dreißig Jahre Jüngeren kümmerte. Drei Abschnitte: I (1906-1924), II (1925-1932) und dann kurz III (1933-1977), im ganzen 23 Kapitel aus dem Leben dieses glücklichen Felix, den er Guttmann nennt, weil er wirklich ein guter Mann war und daher die unglaubliche NS-Zeit beinahe ungläubig erlebt und überlebt hat. Er wird gewarnt und flieht 1937 nach dem „Gespräch mit Eichmann“.

Eine romanhafte Biographie, liebevolle Deutung des Privaten und sorgenvolle der historischen Brutalität, die der 1933 geborene Härtung studieren mußte: „Vor diesem Einschnitt, diesem Riß in meiner Erzählung habe ich mich gefürchtet. Auf dem Boden rund um meinen Schreibtisch stapeln sich Bücher“, so beginnt er vom Jahr 1933 zu erzählen.

Modernes Konzept somit: Peter Härtung gibt eine Geschichte wieder, aber auch wie er zu ihr kommt, er beschreibt Felix Guttmann und warum er ihn beschreibt: das schier Unbeschreibliche am konkreten Beispiel literarisch zu bewältigen.

FELIX GUTTMANN. Von Peter Härtung. Verlag Luchterhand, Darmstadt und Neuwied 1985. 320 Seiten, Ln., öS 234,-.

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