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Getrennt marschieren?

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Auch Preußens General-Feldmarschall Moltke wurde mittlerweile in die ÖVP-Erneuerungs-Diskussion geworfen: „Getrennt marschieren - vereint schlagen“, lautet die von manchen Reformern ausgegebene Tageslosung: Ein Königgrätz dem Sozialismus!

Die Vorstellung ist ungefähr die, daß sich die Volkspartei in eine christlich-demokratische, arbeitnehmerorientierte Partei und in eine konservativ-liberale Partei trennen sollte. Beide Fraktionen, so wird behauptet, würden gemeinsam mehr Stimmen und Mandate machen als eine ÖVP im Alleingang.

Dazu ist zu sagen:

• Unter dem Titel ÖVP wurde schon bisher oftmals getrennt marschiert, meist aber unkoordi-niert geschlagen. Mitunter hat man auch die Bombenlast über den Köpfen der anderen Ge-trennt-Marschierer ausgelassen.

• Vermutlich wollen auch die Ge-trennt-Marschierer nicht die Volkspartei auflösen und zwei oder drei neue Parteien gründen. Sie wollen vielmehr neben der (christlich-demokratischen) ÖVP

eine konservativ-liberale Gruppierung ins Leben rufen. Man kennt noch kaum Personen, keine Programme. Der Schluß liegt nahe, daß diese Partei 1983 nur der ÖVP Stimmen abschöpfen, aber keine Mandate erringen würde.

• Sollte diese zusätzliche Partei aber jemals von Gewicht sein: Wer will bestreiten, daß von mehreren kleineren Parteien jede für sich (nach entsprechender Morgengabe) für einen sozialistischen Heiratsantrag viel leichter zu haben sein wird?

Daß sich ausgerechnet der Stei-rer Richard Piaty zu einem der Sprecher dieser Gruppe macht und beteuert^für ihn habe Gesinnung „den absoluten Primat“, ist erstaunlich. Handelt es sich doch um jenen Vielfach-Präsidenten, der seine Partei kurz vor einer Landtagswahl mit einem Leibrentenvertrag in eine arge Verlegenheit gebracht hat; und der sich anscheinend gerne von dieser Partei, nicht aber von dem von ihr bereitgestellten Landtagsmandat verabschieden möchte.

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