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Glaube und Zweifel

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Wie sein großer Namensvetter ist Graham Greenes „Monsignore Quijote“ ein pikaresker Roman, der die ziellosen Reisen seines Priester-Helden und dessen „Sancho Pansa“ (ein kommunistischer Ex-Bürgermeister)' im Spanien der Gegenwart nacherzählt.

Eigentlich verdankt dieser Roman weniger Miguel Cervantes, sondern vielmehr dem Philosophen Miguel Unamuno, der den ursprünglichen „Don“ als einen „Ritter des Glaubens“ porträtierte, dessen eigener Glaube aber — ebenso wie der Graham Greenes — mit Zweifeln durchsetzt ist.

Wie bei Unamuno scheint die Botschaft bei Greene zu lauten: der profunde Glaube ist der zweifelnde. Während sich Don Quijote als Irrer in einer normalen Welt bewegte, streift der Monsignore als Normaler durch eine Welt irrwitziger Orthodoxien.

In gewissem Sinne ist dies Greenes typischster Roman: Glaube und Zweifel, Geist und Gesetz, Christentum und Marxismus — diese Themen beschäftigten den 79jährigen Greene ein Leben lang.

Aber leider: Dieser Roman ist kein ausgereiftes Buch von Greene. Sein berühmter Sinn für Atmosphäre — so scharf und einzigartig, daß englische Kritiker dafür das Wort „Greeneland“ prägten — hat ihn hier verlassen. Einige der Witze gehen ebenso daneben wie manche Beschreibungen der spanischen Landschaften.

Außerdem werden der Monsignore und sein kommunistischer Begleiter, immerhin die Hauptpersonen, weniger gut vorgestellt als manche marginalen Figuren.

Trotzdem: die Brillanz des Dialogs und die reiche Themenfülle trösten den Leser über die Schwächen des Romans hinweg.

MONSIGNORE QUIJOTE. Von Graham Greene. Paul Zsolnay Verlag, Wien 1982. 264 Seiten, Ln., öS 195,-.

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