Kraft, Liebe, Besonnenheit

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Hildegund Keul üer das tragische Hochwasser, bei dem viele Menschen in den Fluten ums Leben kamen.

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Hildegund Keul üer das tragische Hochwasser, bei dem viele Menschen in den Fluten ums Leben kamen.

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Die Sturzfluten und Hochwasser vom Juli 2021 brachten unglaubliches Leid über die Betroffenen. Viele Menschen kamen in den Fluten ums Leben, viele bleiben verletzt und traumatisiert zurück. Ganze Landstriche sind verwüstet. In Sinzig, wo die Ahr in den Rhein fließt, kamen in der Flutnacht zwölf behinderte Menschen ums Leben, deren Haus in einer Senke stand. Dieses Drama symbolisiert die Katastrophe dieses Sommers, von der Deutschland, Österreich, Belgien und etliche weitere Länder hart getroffen sind.

Als die Todesnachricht von Sinzig bekannt wurde, brandete in den sozialen Netzwerken eine Debatte darüber auf, wer an dieser Tragödie schuld sei. Irgendjemand muss schuld sein. Wir werden jemanden finden. Die Verdächtigungen gingen verschiedene Gruppen durch und machten nicht einmal vor den Einsatzkräften Halt, die alles getan haben, um Menschenleben zu retten. Wirklich alles. Sechs Feuerwehrleute kamen in Deutschland ums Leben. Warum wird die Suche nach Schuldigen so rücksichtslos und verbissen geführt, statt sachlich nach besserem Klima- und Katastrophenschutz zu fragen?

Solches Verhalten kenne ich aus der Kirchengeschichte, wo Schuldkultur und Bekenntniszwang Menschen an den Pranger stellten. Vielleicht liegt es aber auch an der ‚Sicherheitsgesellschaft‘, die dem Mythos der Unverwundbarkeit anhängt und erwartet, dass der Staat seine Bürger(innen) vor jeglicher Verletzungsgefahr schützt? Ein Trost liegt in der Solidarität, die Menschen nach dieser Katastrophe praktizieren. Die Hilfs- und Spendenbereitschaft ist atemberaubend. Sie sprechen den Betroffenen Mut zu und setzen ein Zeichen der Hoffnung: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (2 Tim 1,7) Die Autorin ist katholische Vulnerabilitätsforscherin an der Universität Würzburg.

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