Das Bistum Augsburg äußerte kürzlich Bedenken bezüglich der lebenslangen Folgeschäden in einem Missbrauchsfall, in dem die „Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen“ dem Betroffenen eine Entschädigung von 150.000 Euro zugesprochen hatte. Ein Argument des Bistums: Da der Betroffene eine eigene Familie sowie beruflichen Erfolg habe, könne es ihm nicht so schlecht ergangen sein. Das Argument negiert die bleibend erhöhte Vulnerabilität von Überlebenden. Deren Lebensverhältnisse können auch dann, wenn sie nach außen stabil erscheinen, sehr fragil sein. Beispielsweise
Ich kenne keinen Bischof, der um seiner Glaubwürdigkeit willen hier sein Amt riskieren würde.“ Ein umstrittener Kirchenjurist sprach diese bittere Wahrheit aus. In einem Interview des Deutschlandfunks betonte er die kirchenrechtliche Korrektheit der Verwarnung, die der Kölner Kardinal Woelki gegen einen Pfarrer aussprach. Dieser hatte eine Segensfeier für alle sich liebenden Paare, ausdrücklich auch lesbische und schwule, mit geleitet. Norbert Lüdecke disqualifizierte die Segensfeier als „persönliche Solidarität in liturgischer Rahmung“. Welch ein Glück, dass die Entscheidung,
Dem Priester, Psychotherapeuten und Erfinder der "Konversionstherapie" bei "homosexuellen Tendenzen", Tony Anatrella, wurden wegen sexuellen Missbrauchs alle Tätigkeiten untersagt. Nun muss endlich auch seine "Therapie" verboten werden.
„Wir haben eine Kirche, haben Sie eine Idee?“ Mit dieser Frage bietet „St. Maria als“ in Stuttgart engagierten Gruppen und Initiativen seinen Kirchenraum an. Dies geschieht in der Hoffnung, dass die Leere sich mit stets neuen kreativen Ideen und inspirierenden Aktionen füllt. Seit dem Katholikentag Ende Mai wird hier die Ausstellung „vulnerable“ gezeigt, die unter Leitung des Diözesanmuseums Rottenburg entstand. Mehr als 600 junge Künstler(innen) bewarben sich 2021 in einem Wettbewerb zu diesem Thema, das mit der Pandemie und dem Ukraine-Krieg neue Bedeutung gewann. Das
Beim versuchten Machtaufstieg von Kyrill I. sollte sich Papst Franziskus nicht zum Steigbügelhalter machen - auch nicht durch wohlgemeinte Appeasement-Politik.
Der Mai gehört zu meinen Lieblingsmonaten. Ich liebe die berauschende Blüte der Bäume. Ich liebe es, wenn noch vor Sonnenaufgang das Konzert der Vögel beginnt und das ganze Tal singt, das ich von meinem Balkon aus belausche. Die Vögel machen sich nichts daraus, wenn es kühler ist oder zu regnen beginnt. Sie singen hingebungsvoll. Kein Wunder, dass der Mai als Liebesmonat gilt. Den „Wonnemonat“ begleiten Gedichte und Lieder, die in allen Farben und Tönen besingen, welchen Gewinn an Leben die Liebe bringt. Sie erzählen von einer Liebe, die die Herzen in Atem hält. Es ist sicher kein
In der Pandemie ist es täglich zu spüren: Wir leiden am Verletzlichkeitsparadox. Dieses Paradox besagt, dass man im Schadensfall umso verwundbarer ist, je besser man durch Sicherungsstrategien geschützt ist. Pandemien gibt es erst, seitdem sich die Menschheit global vernetzt hat und damit der Wohlstand deutlich gestiegen ist, zumindest für einen Teil der Menschheit. Die Machtwirkungen der Pandemie schlagen nun umso verheerender zu, weil sie global ans Werk gehen. Aber das Verletzlichkeitsparadox wirkt auch sozialpsychologisch. In gut gesicherten Gesellschaften steigt der Anspruch auf
Jesus-Plakate beim Sturm aufs Kapitol führen vor Augen, dass diese Bewegung, die bereit ist zu Gewalt, Aufruhr und Zerstörung der Demokratie, von den Wurzeln bis zu den Astspitzen christlich durchwachsen ist.
Vulnerabel sein: Über das Aufleuchten eines Augenblicks, der dem Tod Trotz bietet. Nicht nur in der Theologie wächst die Erkenntnis, dass in der Verwundbarkeit destruktives wie schöpferisches Potenzial schlummert.
Im September schlossen sich katholische Aktivistinnenund Frauenverbände weltweit zusammen. Als „Voices of Faith“, einer globalen Initiative mit Sitz in Rom, machen Maria 2.0, die Katholische Frauenbewegung Österreichs, die Frauenorden für Menschenwürde und viele andere mit.
Frieden stiften können – das ist eine der wichtigsten Kompetenzen der Menschheit. Besonders deutlich ist das zu spüren, wo ein Streit Menschen auseinandertreibt, wo Verrat nach Rache ruft oder ein Konflikt Völker in den Krieg drängt. Wer in Sachen Friedenstiften nicht kompetent ist, sollte die Finger von der Politik lassen. Denn jeder Krieg, ob im Persönlichen oder Politischen, hinterlässt verbrannte Erde. Ohne die Kompetenz, Frieden zu stiften, kann die Menschheit nicht überleben. Wie aber entsteht ein verlässlicher Friede? Diese Frage stellen sich Mystikerinnen und Mystiker
„In erster Linie ist er ein Lachender, ein Tanzender, ein Festgeber.“ So schreibt es der französische Philosoph Georges Bataille (1897-1962) über den Menschen. Lachen, tanzen, Feste geben. Feste feiern, das auch. Aber mehr noch Feste geben. Andere Menschen einladen. Die eigenen Ressourcen verschwenden, ohne mit spitz rechnender Feder etwas zurückzuverlangen. Sich daran freuen, welches Leben ausbricht, wenn man freimütig gibt. Nichts zurückhalten von dem, was man selbst ist und was einem am Herzen liegt in Zuneigung, Freundschaft, Liebe. „Je mehr sie gibt, desto mehr fließt ihr
Die Sterndeuter machen sich bei mir schon am ersten Advent auf den Weg. Ich packe sie aus der Weihnachtskiste und stelle sie irgendwo in der Wohnung auf. Sie müssen früh los, denn sie haben einen weiten Weg vor sich, „aus dem Osten“, in der Nähe von Euphrat und Tigris über Jerusalem nach Betlehem. Etwa eintausend Kilometer durch unwegsames, teils gefährliches Gebiet. Sie stehen für den überaus riskanten Aufbruch ins Unbekannte. In ihrer Heimat genießen die „Magier“ (Mt 2,1–12) großes Ansehen und ein gutes Auskommen. Als Seismographen der Veränderung deuten sie die Zeichen
Mehr als 500 Bäume hat meine Heimatstadt Koblenz in diesem Jahr infolge der Trockenheit verloren. Die kulturell und ökologisch wertvollen Steilhänge von Rhein und Mosel sehen ebenfalls furchtbar aus. Nun geht mir das „How dare you!“ Greta Thunbergs nicht aus dem Kopf. Wie können wir es wagen, die Ressourcen dieser Welt so schamlos ausbeuten? Die Amazonas-Synode in Rom führt diese Ausbeutung vor Augen. Darauf setzt die Missionsärztliche Schwester Birgit Weiler, die sich als Professorin der Jesuiten-Universität in Lima für die Rechte indigener Völker engagiert und die auf Einladung
Ob im Privaten oder im Politischen: Verwundbarkeit einzugestehen, ist keine Kleinigkeit. Warum es sich trotzdem lohnt. Und wie demonstratives Schwachsein stärken kann.
Von Durst entkräftet, entblößt und das unsagbare Grauen ins Gesicht geschrieben – so schleppten sich die Kinder aus der Schule. Der 1. September hat jene furchtbaren Bilder wieder geweckt, die im Herbst 2004 nach der Geiselnahme im russischen Beslan um die Welt gingen. 334 Menschen starben. Niemand kam unverletzt davon. Die Frage bleibt: Warum ausgerechnet die Kinder? Kinder, die von ihren Eltern geliebt werden, sind diesen Eltern heilig. Das gilt weltweit und ganz im klassischen Sinn: mysterium tremendum, fascinosum und augustum zugleich. In Kindern verkörpert sich das Geheimnis des
Im Sommer 1945, als die Lebensmittel knapp sind und der menschliche Lebensraum weitgehend zerstört, nimmt sich die 19-jährige Ingeborg Bachmann vor: „Ich werde studieren, arbeiten, schreiben! Ich lebe ja, ich lebe. O Gott, frei sein und leben, auch ohne Schuhe, ohne Butterbrot, ohne Strümpfe, ohne, ach was, es ist eine herrliche Zeit!“ Wenig später stimmt die Lyrikerin, die sich den Schrecken des Todes und dem Grauen menschlicher Gewalt stellt, ihren großen Sonnengesang an: „Nichts Schönres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein ...“ Mitten in bitteren Todeserfahrungen redet
Das Leben ist auf vielerlei Weise bedroht. Aber selbst dem Terrorismus kommt man mit bloßen Sicherungsmaßnahmen nicht an. Plädoyer für ein neues Pfingsten in dieser verwundbaren Welt.
Umstrittene Herberge: Wegschauen ist eine der Strategien, um sich Verwundbarkeit anderer vom Leib zu halten. Dagegen steht das Weihnachtsfest. Eigentlich.