„In erster Linie ist er ein Lachender, ein Tanzender, ein Festgeber.“ So schreibt es der französische Philosoph Georges Bataille (1897-1962) über den Menschen. Lachen, tanzen, Feste geben. Feste feiern, das auch. Aber mehr noch Feste geben. Andere Menschen einladen. Die eigenen Ressourcen verschwenden, ohne mit spitz rechnender Feder etwas zurückzuverlangen. Sich daran freuen, welches Leben ausbricht, wenn man freimütig gibt. Nichts zurückhalten von dem, was man selbst ist und was einem am Herzen liegt in Zuneigung, Freundschaft, Liebe.
„Je mehr sie gibt, desto mehr fließt ihr zu.“ Diese Erfahrung machte die Mystikerin Mechthild von Magdeburg in der Armutsbewegung des 13. Jahrhunderts. Sie vertraute darauf, dass zwar nicht einfach alles zurückkommt, was man gibt, dass aber sehr wohl alles im Leben geschenkt ist. Letztlich verdanken wir nichts uns selbst. Das gilt schon materiell. Alles Leben auf Erden lebt aus der Energie, die die Sonne glanzvoll verschwendet, ohne Berechnung, ohne Gegenleistung.
Auch menschliche Beziehungen und der Zusammenhalt einer Gesellschaft leben daraus, dass wir großmütig und freigebig sind. Selbst das Kind in der Krippe ist darauf angewiesen, dass andere ihm geben, was es braucht: Nahrung, Kleidung, Schutz vor drohender Gefahr. Ein Neugeborenes verdurstet, wenn ein Glas Wasser neben ihm steht, wenn aber niemand ihm dieses Wasser reicht. Weihnachten führt vor Augen, wie sehr Menschen einander brauchen und aufeinander angewiesen sind.
Lachende, Tanzende, Festgeberin sein. Sich großmütig zeigen im Umgang mit anderen. Nicht kleinlich auf das schauen, was andere falsch machen oder schuldig bleiben. Die Fünf mal eine gerade Zahl sein lassen. Nicht alles aufrechnen. Wir Menschen sind
Sonnengeborene. Auch im Neuen Jahr 2020.
Die Autorin leitet ein theologisches Forschungsprojekt zur Vulnerabilität an der Universität Würzburg.
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