Liebesmonat Mai: Himmelwärts

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Der Mai gehört zu meinen Lieblingsmonaten. Ich liebe die berauschende Blüte der Bäume. Ich liebe es, wenn noch vor Sonnenaufgang das Konzert der Vögel beginnt und das ganze Tal singt, das ich von meinem Balkon aus belausche. Die Vögel machen sich nichts daraus, wenn es kühler ist oder zu regnen beginnt. Sie singen hingebungsvoll. Kein Wunder, dass der Mai als Liebesmonat gilt. Den „Wonnemonat“ begleiten Gedichte und Lieder, die in allen Farben und Tönen besingen, welchen Gewinn an Leben die Liebe bringt. Sie erzählen von einer Liebe, die die Herzen in Atem hält.

Es ist sicher kein Zufall, dass viele christliche Feste, die heute noch gefeiert werden und auf die man auch gesellschaftlich nicht verzichten will, in diese Liebeszeit fallen. Ostern, Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam kann ich mir gar nicht anders als blütenreich vorstellen. Auch sie erzählen von einer Liebe, die die Herzen in Atem hält – sogar über den Tod hinaus. „Ist nicht in Stimmen, denen wir unser Ohr schenken, ein Echo von nun verstummten?“ So fragte der Philosoph Walter Benjamin. Nach Ostern ist die Stimme Jesu zunächst noch zu hören, sie spricht zu den Jüngerinnen und Jüngern, denen er erscheint. Aber dann wird sie ihnen entzogen, als Christus ihren Blicken entschwindet.

Trotzdem können sie seine Stimme noch hören, wenn sie einander ihr Ohr schenken und an jener Liebe festhalten, die sie in ihre Gemeinschaft geführt hat. Sie beginnen sich Geschichten zu erzählen und entdecken, wie präsent, ganz real, Jesus noch unter ihnen ist. Auferstanden von den Toten, belebt er ihr Leben. In den Himmel aufgefahren, ist er in ihren Herzen angekommen. Beschwingt halten sie fest an jener Liebe, die ihre Herzen in Atem hält. Sie lenkt ihren erdenschweren Blick leichtfüßig himmelwärts.

Die Autorin ist katholische Vulnerabilitätsforscherin an der Universität Würzburg.

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