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Offene Türen?

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Die Tür zum Rechtsextremismus muss geschlossen werden.

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Die Tür zum Rechtsextremismus muss geschlossen werden.

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Eine Lehre, die ich aus Missbrauch und Vertuschungsgewalt ziehe, ist die Unmöglichkeit, theologische Begriffe rein positiv zu fassen. Kirche, Gnade, Erwählung, Heil wurden zu kontaminierten Begriffen. Im Zuge der Demonstrationen gegen Rechtsextremismus in Deutschland und Österreich ist wiederum zu lernen, dass die Problematik auch in politischen Kontexten besteht. So bei dem Ausdruck „offene Türen“. Selbstverständlich schätze ich sie in Kirche und Gesellschaft.

Aber als ich am 20. Jänner in Koblenz an einer Demonstration teilnahm, erfuhr ich, wie falsch ein solches Offenhalten sein kann. Obwohl in Koblenz ein breites Bündnis von Parteien und Vereinen zur Demonstration aufrief, waren CDU und FDP nicht dabei. Ich sehe darin einen Versuch, sich die Tür zur AfD einen Spaltbreit offen zu halten. Parteien der Mitte wollen sich undemokratische Seitenwege zur Macht nicht durch das Schließen von Türen verbauen.

Der Rechtspopulismus sickert in die Mitte der Gesellschaft. Manchmal strömt er sogar. Daher erklärten die sechs katholischen Bischöfe, die für Ostdeutschland zuständig sind, kürzlich in einem gemeinsamen Appell, dass sie „die Positionen extremer Parteien wie dem III. Weg, der Partei Heimat oder auch der AfD nicht akzeptieren können“. Richtig so. Denn das Christentum hat einen besonderen Grund, warum es der Unmenschlichkeit der „Remigrations­politik“ widerstehen muss. Es glaubt daran, dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist. Mit der Menschwerdung erklärt sich Gott mit allen Menschen solidarisch, insbesondere mit denen in Not und Bedrängnis.

Daher muss die Tür zum Rechtsextremismus geschlossen werden. Wenn es bei Demonstrationen heißt: „Wir sind die Brandmauer“, dann haben Christinnen und Christen einen besonders guten Grund, hier in erster Reihe zu stehen.

Die Autorin ist katholische Vulnerabilitäts­forscherin an der Universität Würzburg.

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