CatholicChurchAbuseScandalGraffitiPortugal2011 - © Wikimedia/Milliped - Graffiti in Portugal zum kirchlichen Missbrauchsskandal

Missbrauch in der katholischen Kirche: Den das Netz beschmutzte

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Über den Umgang mit Missbrauchstätern und Vertuschern.

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Über den Umgang mit Missbrauchstätern und Vertuschern.

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„Wie mit Missbrauchstätern und Vertuschern leben?“ So lautete das Thema einer Podiumsdiskussion im Bistum Essen. Wie schwierig die Frage zu beantworten ist, zeigt sich in Familien, im engeren Bekannten- oder Freundeskreis. Was bislang selbstverständlich war im Umgang miteinander, wird schlicht unmöglich. Sprachlosigkeit stellt sich ein. Das Problem stellt sich auch in der Kirche – für Privatpersonen, in Gemeinden, für Bistümer und Orden.

Für Pater Klaus Mertes, der 2010 die Offenlegung von Missbrauch und Vertuschungsgewalt auf den Weg brachte, ist die Frage ähnlich wie in Familien. Er kann sich aus gutem Grund nicht vorstellen, mit einem Täter seines Ordens unter einem Dach zu leben. Aber er ist auch strikt dagegen, Menschen einfach rauszuwerfen. Das ändert nichts an Kultur und Spiritualität, die Missbrauch und Vertuschung ermöglichen.

Beim Umgang mit Tätern und Vertuschern liegt ein entscheidender Punkt darin, wie sich diese selbst mit ihren Taten auseinandersetzen. Katholisch betrachtet, kommt vor der Vergebung unausweichlich die Reue. Geben sie ihre Taten unumwunden zu, zeigen sie Reue und versuchen, den angerichteten Schaden zu begrenzen?

Die Antwort auf dem Podium und im Plenum war ernüchternd: Die allermeisten Täter und Täterinnen zeigen keine Reue. Sie bagatellisieren, leugnen, lügen. Und als sei dies nicht genug, erhalten sie noch immer Rückhalt in Gemeinden, Orden und diözesanen Einrichtungen.

Pater Mertes erfährt heute noch Angriffe für seine klare Art, sich gegen Missbrauch und Vertuschungsgewalt zu positionieren. Auf ihn trifft ein Bonmot des unnachahmlichen Karl Valentin zu: Er ist der Vogel, den das Nest beschmutzte. In Sachen Aufarbeitung wäre viel gewonnen, wenn sich diese Erkenntnis in der Kirche durchsetzen würde.

Die Autorin ist katholische Vulnerabilitätsforscherin an der Universität Würzburg.

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