Schluss mit dem Tieropfer!

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Gerade ist das muslimische Opferfest zu Ende gegangen. Der Name des Festes geht auf die koranische Erzählung zurück, wonach Abraham im Traum den Befehl erhalten haben soll, seinen Sohn zu opfern. Der Koran selbst nennt übrigens den Sohn nicht. Dieser wird dann durch ein Opfertier ersetzt und so entstand die Tradition, wonach Muslime am Ende der Pilgerzeit zur Feier des Festes ein Tier opfern. Das Fleisch wird zum Teil im Familienkreis verspeist, zum Teil an Bekannte verschenkt und unter den Armen verteilt. Traditionell werden Schafe, aber auch Ziegen, Rinder, Kamele geschlachtet und gegessen.

Man denke an die Millionen Tiere, die am Opferfest geschlachtet werden. Ich kenne keine Statistiken dazu, aber weltweit müsste es sich um Millionen Kilos von Fleisch handeln, die an diesen Tagen gegessen werden. Nun stellt sich die Frage, wie wichtig ist es für Muslime, aber auch für die islamische Lehre, an diesem Ritual festzuhalten? Mag sein, dass Menschen zur Zeit des Propheten im siebten Jahrhundert in Mekka und Medina auf Fleisch als eines ihrer Hauptnahrungsmittel angewiesen waren, aber heute wissen wir, dass der menschliche Körper nicht viel Fleisch benötigt, im Gegenteil, Ärzte empfehlen, möglichst wenig Fleisch zu sich zu nehmen. Auch leiden die Tiere darunter, wenn sie in einem kurzen Zeitraum in großen Mengen transportiert und geschlachtet werden.

Ist es daher nicht sinnvoller, das Tieropfer durch andere karitative Zuwendungen zu ersetzen? Denn das Opferfest steht als Symbol für das Opfern der eigenen Bequemlichkeit, um andere glücklich zu machen und Leid zu lindern. Nun soll jeder für sich entscheiden, was er/sie opfern möchte. Dort wo Hungersnot herrscht, mag das Spenden von Essen sinnvoll sein, aber auch dann sollte nochmals hinterfragt werden, um welche Art von Nahrung es sich handeln soll. Es muss nicht immer Fleisch sein.

Der Autor leitet das Zentrum für Islamische Theologie an der Uni Münster.

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