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Zagreb und Kairo

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Der Heilige Vajer hat bei seinem Pastoralbesuch in Zagreb den Krieg am Balkan verurteilt, ihm jede christliche Legitimation abgesprochen und zu seiner baldigen Beendigung aufgerufen. Gleichzeitig hat eine vatikanische Delegation in Kairo bei der Weltkonferenz über Bevölkerungsprobleme für die Rechte des ungeborenen Lebens und gegen Legalisierung und Verharmlosung der Abtreibung gekämpft und auch Erfolge erzielt, wenigstens am Papier, dem hoffentlich auch eine normative Kraft zukommt.

Die beiden Stellungnahmen und Haltungen sind konsistent und weisen den Papst als eine Persönlichkeit von hoher moralischer Autorität aus, die weit über den Kreis der römisch-katholischen Kirche hinaus Respekt und Anerkennung genießt.

Freilich wäre die heutige Einstellung der katholischen Kirche glaubwürdiger, wenn sie schon früher gleichzeitig für den Schutz des ungeborenen Lebens, aber auch für den des geborenen im und gegen den Krieg und staatliches Morden eingetreten wäre. Doch leider haben viele bis herige Päpste und Kirchenfürsten zwar die Abtreibung bekämpft und verurteilt, dem Krieg aber keine ähnlich deutliche Absage erteilt. Die Lehre vom gerechten Krieg wurde historisch überwiegend zur Legitimation ausgebrochener Kriege und fast nie zur Verurteilung eines im Gang befindlichen herangezogen, die Waffen wurden zwar nicht, wie die Propaganda der Freidenker behauptete, gesegnet, sondern nur die in den Krieg ziehenden Soldaten, aber es wurde diesen auch kirchlicherseits die Pflicht auferlegt, auch an ungerechten Kriegen, wie dem Hitler-Krieg, teilzunehmen.

Darum ist das Beispiel von Franz Jägerstätter so’bedeutend, aber auch so einsam, weil er die Lehre vom gerechten Krieg ernst nahm und gegen die kirchliche Autorität das tat, was ihm sein Gewissen gebot, was aber allen einleuchtend hätte erscheinen müssen. Zwischen der Härte der Verurteilung der Abtreibung und der Leichtigkeit der Legitimation eines Krieges bleibt jedenfalls eine historische Diskrepanz, die der Kirche nachhängt und den Wert ihres Engagements in den Ancron wtolor cr»hmälprt

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