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Glaubwürdig

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Seit Staatsmänner, Generale und gewöhnliche Sterbliche ihre Lebenserinnerungen schreiben, also seit Jahrtausenden, wird nicht zu unrecht behauptet, diese versuchen sich und ihre Taten in denkbar bestem Licht darzustellen, und nehmen es mit der Wahrheit nicht allzu genau. Dies trifft besonders in jenen Fällen zu, in denen es sich um eine kontroverse Persönlichkeit handelt.

Natürlich kann ein durchschnittlich „westlicher” Leser, der nicht sehr genau mit der jüngsten polnischen Geschichte vertraut ist, schwer beurteilen, was Präsident Jaruzelski tatsächlich gedacht und faktisch getan hat. Das Buch wirktjedoch sehr glaubwürdig. Jaruzelski spricht offen über sich selbst und seine Familie, seinen militärischen Werdegang, die Beziehungen zu Rußland und seinen Offizieren in der polnischen Armee, über die Verhandlungen des Kriegsrechts, die laut seiner Aussage Polen in allerletzter Minute vor einer „brüderlichen Breschnew-Hilfe” ä la CSSR gerettet habe, von seinen Beziehungen zu Lech Walesa und Adam Mich-nik und seinem eigenen politischen Credo.

Viele Einzelheiten sind auch für politische Beobachter neu, etwa wie sehr die Russen darauf achteten, zahlreiche russische Offiziere, jedoch polnischer Herkunft, zum Aufbau der polnischen Armee zu schicken. Es wirkt dabei kaum etwas beschönigend oder selbstbeweihräuchernd. Daher neigt man dazu, ihm alles zu glauben, auc h weil das Buch in einem konsequenten Guß geschrieben und auch noch spannend ist. Vor allem die militärisch knappe Sprache drückt Jaruzelskis Memoirenband den Stempel der Authentizität auf.

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