(Heiligenkreuzerhof, Wien 1., Grashof gasse 3/Schönlaterngasse 5; bis 8. März) Unterscheidet die klassische Kunstbetrachtung zwischen „zustandsgebundener Kunst und Kunst aus innerer Freiheit", so scheinen diese Kategorien spätestens seit der Zeit des Surrealismus und Aktionismus aufgehoben, da die Künstler selbst mittels Drogen, sogenannter Halluzinogene, und diverser Praktiken einen schöpferischen Ausnahmezustand, der einer Psychose ähnelt, herbeizuführen strebten.
Leo Navratil, der medizinische Betreuer und geistige Mentor der „Künstler von Gugging", der inzwischen weltweit bekannt gewordenen malenden und zeichnenden Patienten des Niederösterreichi-schen Landeskrankenhauses für
Psychiatrie und Neurologie, Klo-sterneuburg-Gugging, sah deren Kreativität stets als „Restitutionsversuch innerhalb des Krankheitsgeschehens".
Er sieht die psychische Dynamik des Gestaltungsvorganges bei Gesunden und Kranken gleich, nämlich stets als systemsprengende Gewalt.
Die Ausstellung, die auch in den USA präsentiert werden soll, zeigt faszinierende Buntstiftzeichnungen Johann Hausers, in deren Zentren meist haarige Frauen mit betonten Geschlechtsmerkmalen stehen, Gemälde August Wallas, Federzeichnungen Oswald Tschirtners, Textillustrationen Johann Fischers und weitere sehenswerte Werke von Patienten. Die Direktheit fasziniert.