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Großisrael spukt in den Köpfen

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Bei einer Meinungsumfrage bezüglich der Siedlungspolitik Jizchak Schamirs wandten sich 56 Prozent der Befragten gegen einen Abbruch der Neuansiedlungen und 42 Prozent bejahten dies. Hätte man auch die Landbevölkerung und die Kibbuzim miteinbezogen, wäre das Resultat zugunsten des Abbruchs der Neuansiedlungen gefallen. Es geht um die lang erwartete amerikanische Bankgarantie für zehn Milliarden US-Dollar. US-Außenminister Baker hatte kategorisch mitgeteilt, solange die Neuansiedlungswelle (Ariel Scharon: 22.000 neue Wohnungen im Jahr 1992) nicht gestoppt wird, könne es keine Bankgarantien geben.

Schamir und seine Partei, von den rechtsradikalen Parteien gar nicht zu reden, behaupten, daß diese Garantien ausschließlich für Eingliederung der Neueinwanderer gebraucht werden. Schamir vergißt nur, daß man die Gelder in den besetzten Gebieten investiert. Nun, so Schamirs Leute, verweigern die Amerikaner diese humanitäre Hilfe. Und vier Monate vor der Wahl gibt Schamir die Devise aus: „Wir stolzen Juden beugen uns nicht dem Diktat der Amerikaner. Hierzu besteht ein Konsensus, das ganze Volk steht hinter uns." Dies stimmt einfach nicht. Soll er doch die Hunderttausenden Neueinwanderer fragen, die hier keine Arbeit finden, oder die Tausenden, die jeden Tag nach Marktschluß in allen Städten des Landes nach weggeworfenem Gemüse und halbfaulen Tomaten suchen. Aber für Schamir und seine Leute zählt nur Großisrael.

Nun behauptet Schamir: die Amerikaner hätten nur eines im Sinn, die Arbeiterpartei mit Rabin ans Ruder zu bringen, weil er territoriale Zugeständnisse machen will. Solange Schamirs Regierung ihre harte Linie weiterführt, werden keine Neueinwanderer mehr kommen, denn hier finden sie keine Arbeit und werden zu Sozialfällen.

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