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Hassans Ehe mit Ghaddafi

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Fünfzehn Jahre nach seiner Machtergreifung in Libyen „verschmilzt" sich Oberst Ghaddafi ausgerechnet mit jener arabischen Mon-' archie, die er bislang stets geschmäht und mit allen möglichen Mitteln bekämpft hatte: mit Marokko. Der Staatsvertrag über die Vereinigung beider Länder wurde am 13. August im ostmarokkanischen Oujda von König Hassan II. und dem libyschen Machthaber unterzeichnet. Er umfaßt 16 Artikel, zumeist arabisch-rhetorischen Inhalts.

Die „Arabisch-Afrikanische Union" anerkennt die marokkanische Souveränität innerhalb der gegenwärtigen Grenzen und geht somit über die Polisario-Front hinweg, jene Befreiungsbewegung in der West-Sahara, die Ghaddafi früher nach Leibeskräften unterstützt hatte. Kommentierte ein Vertreter der Polisario-Front: „Ghaddafi ist mit unseren Henkern über die Leichen unserer Märtyrer hinweg handelseinig geworden."

Der Oujda-Pakt schließt darüber hinaus die gegenseitige Einmischung in die inneren Angelegenheiten der beiden Länder aus. Auch ein unausgesprochener, militärischer Bündnispakt ist gegeben, indem sich beide Staaten Hilfe für den Fall zusagen, daß einer von ihnen angegriffen würde.

Der bis zu seiner Veröffentlichung geheimgehaltene Pakt hat die nordafrikanische Szene während der letzten Wochen auf den Kopf gestellt. In Algier und Tunis schrillen die Alarmglocken, aber auch Paris und Washington sind aufgeschreckt, wie die Entsendung von Sonderbotschaftern und die Reisen Mitterrands zu König Hassan beweisen.

Rückt Hassan II. nun vom Westen ab? Bewirkt der Pakt eine Kursänderung des libyschen Regimes — vielleicht hin zum Westen? Fragen, die erst die weitere Entwicklung beantworten kann.

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