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Helsinki hinterm Mond?

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Hört sich gut an, was da der sowjetische Staats- und Parteichef Breschnew in Ost-Berlin angekündigt hat: Innerhalb der nächsten zwölf Monate würden bis zu

20.000 sowjetische Militärangehörige, 1000 Panzer sowie eine bestimmte Anzahl anderer Militärsysteme aus der DDR abgezogen.

Hört sich weniger gut an,/wenn Pavel Kohout an der Grenze seines Heimatlandes erfahren muß, daß man ihn dort nicht mehr haben will. Und noch weniger gut, was man auf der ČSSR-Botschaft dazu zu sagen hat, wie man - im Stil: Haltet den Dieb! - Österreich darob beflegelt.

Zwei Ereignisse am Rande? Das eine am Rande des Jubiläums der DDR mit Blickrichtung auf die Bundesrepublik abgegeben, das andere am Rand des bevorstehenden Prozesses gegen die Charta- \ 77-Proponenten als Ablenkung nach außen?

Dazu sind sie beide zu ernst, als daß man über sie zur Tagesordnung übergehen könnte. Breschnews Angebot schrumpft zwar zusammen, stellt man es neben die vorhandenen Größenordnungen in der Bewaffnung der beiden Blöcke in Europa. Trotzdem darf es - bei aller Skepsis - nicht von vorneherein als Propagandamache weggewischt werden - dazu hat der Kreml-Boß zu großes Interesse, daß das SALT-II-Abkom- men auch Wirklichkeit wird.

Die Schimpfkanonaden der Tschechen dürfen ebenso wenig negligiert werden, fielen sie doch genau zu dem Zeitpunkt, als eine Parlamentarierdelegation in Wien für gutes Wetter sorgen sollte. Daß Helsinki für Prag hinter dem Mond liegt, weiß man hierzulande allmählich. Trotzdem kann man gespannt sein, wie man auf dem Hradschin den Fauxpas vom Montag erklären wird.

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