6915009-1981_22_16.jpg
Digital In Arbeit

Holzwege

Werbung
Werbung
Werbung

Unter einer meiner Schularbeiten stand einmal: Ein Aufsatz wird nicht dadurch besser, daß zehnmal das Wort Gott darin vorkommt! Es stimmt, ich wollte mich mit dem Hinweis auf Höheres aus der Affäre ziehen. £ur Sendung „Der Weg entsteht beim Gehen“ (Do. 28. 5.,20.15 Uhr, FS2)fielmirdieser Schwindel wieder ein. Denn ein Film muß zuallererst ein guter Film sein, egal mit welchem Thema. Das Dilemma von Jörg Eggers ist, daß sein Thema zwar wichtig und engagiert, die Durchführung jedoch selten aufregend ist. Wären die Predigten Jesu so umständlich verlaufen wie dieser Film, er hätte wohl nie einen Jünger gefischt.

Um die Entscheidung, heute Priester zu werden, ging es. Um die Schwierigkeiten, das Zaudern, die Motive, die Vorbilder. „Warte nie darauf, bis einer kommt und dir den Weg zeigt, der Weg entsteht beim Gehen“ riet ein älterer (notabene abgesprungener!) Theologe dem noch zögernden Priesterkandidaten. Sagte Jesus nicht viel konkreter: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Licht.“ Ein Widerspruch also?

Fest aber steht, daß beim bloßen Filmen nicht unbedingt ein Film entsteht. Von der Regie her ein provinzieller Schulfunk, nur weit weniger informativ. Verwirrende Sprünge sollten wohl nachträglich Spannung in das bemühte Drehbuch zaubern.

Für Dramaturgie und Regie des Fritz-Hochwälder-Porträts hinterher auf FS 1 gilt dasselbe. So wie Interviewer Sterzinger höchst akademisch am immerhin noch lebenden Hochwälder vorbeifragte, ohne je auf ein wichtiges Stichwort der Antwort zu reagieren, so blieben auch die Ausschnitte aus Archivfilmen für sich isoliert, ohne daß Hochwälder dazu befragt worden wäre. Hätte der Dramatiker so simple, unverwobene Dramen geschrieben, wir würden jetzt wohl kaum seinen 70. Geburtstag feiern.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung