6961999-1984_50_24.jpg
Digital In Arbeit

Horror-Tick

Werbung
Werbung
Werbung

Wie besorgt der ORF um das seelische Gleichgewicht, ja um die seelische Hygiene seiner Kunden ist, stellte das Monopolunternehmen erst am letzten Freitag wieder unter Beweis.

Für zehn Uhr Abend stand ein sogenannter Schocker auf dem Programm: ,JJas Omen" (FS 2, 7. 12.). Eindringlich warnten die Programmansager mehrmals, daß der .folgende Film für Kinder und Jugendliche nicht geeignet ist". Selbst nervenschwache und unter Schlafstörung leidende Erwachsene sollten jetzt lieber den Aus-Knopf betätigen.

Spekulativen Horror bringt der ORF ohnehin nicht, wenn, dann nur solchen mit einem gewissen „künstlerischen" Anspruch. So weit, so gut. Aber spätestens am Tag darauf lieferte derselbe ORF frei Haus, was jedes Brutal-Machwerk um Längen schlägt.

In der ,£eit im Bild" um 1930 Uhr (FS1, FS 2, 8. 12.) wurden die Bilder von der entführten Maschine auf dem Flughafen Teheran mit den Todesschreien eines Passagiers „unterlegt", die ein israelischer Funkamateur aufgefangen hatte.

Jetzt kann man darüber lange streiten, was denn nun obszöner ist: Gewalt und Terror an sich oder die Dokumentation eben dieser. Am letzten Samstag wurde aber selbst die Pflicht zur Information bei weitem zu weit ausgelegt.

Genügt denn für eine Nachrichtensendung nicht schon die Mitteilung, daß unschuldige Menschen bei einer unsinnigen Gewalttat mit ihrem Leben bezahlten? Wer deren Todeskampf in Bild und Ton ausschlachtet, macht sich mitschuldig. Auch Tote haben ein Recht auf Intimität und ,JSchutz der Persönlichkeit".

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung