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Anlesen gegen die „ Telefonitis”

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Von Wolfgang Hildesheimer stammt die Aussage, er habe eine Zeit lang versucht, „ein Telefonbuch zu schreiben”, zu Übungszwecken, versteht sich. Und Marcel Reich-Ranicki, von dem Hildesheimer einmal gesagt hat, daß er ein guter Mann sei, nur leider von Literatur nichts verstünde, erklärt immer wieder, daß das Telefonbuch eine höchst spannende Lektüre sei.

Literaturkritiker und -Wissenschaftler kümmern sich leider viel zu selten um alltägliche Dinge. Franz

Josef Goertz haben wir es zu verdanken, daß wir uns jetzt auf unterhaltsame und lehrreiche Weise über den Zusammenhang von Literatur und Telefon informieren können. Selbstverständlich befaßt er sich auch mit postmodernen Zeitgeistphänomenen wie „Technosex” und „Telefonanie” zwischen Aidsgefahr und Zombie-tum. Vor allem aber geht es ihm um eine erste Bestandsaufnahme dessen, was denn von sehen der Schriftsteller über ein so alltägliches, uns inzwischen als Bequemlichkeit und Belästigung empfundenes Gerät geschrieben worden ist. Und da sind erstaunliche Funde zu machen, von Ingeborg Bachmann und Nicholson Baker über Gerhard Köpf, Patrick Süskind und Valentin bis zu Walser, Martin und Alissa.

Das ergibt eine spannende Revue diverser Nutzanwendungen des Telefons zwischen Kommunikations- und Herrschaftsinstrument, in den Händen von Spitzeln, Intriganten, Seelsorgern und Sexanbietern.

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