Im alten Rom wurde ein Zeitraum von fünf Jahren als „lustrum” bezeichnet. Wenn man sich dieser Terminologie bedient, trennt uns also noch ein lustrum von der Jahrhundertwende, die zugleich eine Jahrtausendwende ist. Der Blick in ' die Zukunft ist uns zum Glück verwehrt, trotzdem machen wir uns legitime Gedanken, was bis dahin und dann sein wird.
Dabei mag uns die andere Bedeutung, die dieses Wort im Lateinischen hat, zu Hilfe kommen: das Wort stand nämlich auch für Opfer, die zum Abschluß dieser Periode dargebracht wurden, und zwar von den Zensoren, die über das öffentliche Wohl wachten.
Wieviele Opfer werden bis zu diesem nicht allzu fernen Zeitpunkt schon erbracht worden sein und dann noch der Menschen harren? Abgesehen von den unvermeidlichen Opfern durch Tod und Naturkatastrophen wohl noch viele vermeidbare, die die Menschen selbst zu verantworten haben.
Das Wort lustrum hängt aber auch mit Beleuchtung und Erleuchtung zusammen. Dieser Zusammenhang bringt etwas Tröstliches in unsere an sich eher düster gestimmten Überlegungen. Denn wenn die Menschen dem Licht der Vernunft, dem lumen naturale, und der Erleuchtung von oben folgen, können sich vermeidbare Opfer in Grenzen halten oder können trotz allem noch zum Heil ausschlagen.
Jedenfalls gilt es, die uns verbleibende Zeit zu nutzen und dafür zu sorgen, daß die Welt in einem möglichst wenig Versehrten Zustand in das neue Säkulum geht, wobei der Anbruch dieses neuen Millenniums nicht die apokalyptische Endzeit zu sein braucht, die nicht an einen bestimmten Termin gebunden ist, derer wir aber ständig gewärtig sein müssen.
Drohungen und Verheißungen halten sich als Zukunftsperspektiven die Waage und enthalten jedenfalls die Aufforderung an uns, wie die klugen Jungfrauen im Gleichnis Jesu zu handeln und mit unserem Talente nicht zu geizen, sondern zu wuchern. Dann braucht uns um die Zukunft inmitten aller Ungewißheit nicht bange zu sein.
