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Ihre Zukunft hat begonnen

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Von den drei Stücken des jüngsten Ballettabends der Staatsoper hat Aurel von Milloss zwei mit jungen Kräften (Solisten und Corpsmitgliedern) neu besetzt, um diesen Gelegenen zu geben, sich für Protagonistenpartien zu qualifizieren. Die hingebungsvolle Mühe, die eine solche, vom Publikum meist als „zweite Besetzung“ abgetane Maßnahme allen Beteiligten abfordert, kann vom Außenstehenden kaum erfaßt werden. Die erzieherische Bedeutung dieser von Milloss mit dankenswerter Intensität gepflegten Gewohnheit kann kaum hoch genug eingeschätzt werden.

Die Resultate sind denn auch zumeist erfreulich. In den „Tänzen im Mirabellgarten“ vertreten Elisabeth Möbius und Oswald Haderer das Premierenpaar Susanne Kirnbauer und Michael Birkmeyer. Wenn auch die technische Brillanz der erfahrenen Solisten nicht in allen Phasen erreicht wird, so stellt das junge Paar doch ein hohes Maß an lyrischer Empfindsamkeit, Linienreinheit und Beherrschung des formalen Vokabulars unter Beweis, so daß die erfolgreiche Zukunft hier eigentlich schon begonnen hat. Günther Falusy und Judith Gerber können im Adagio mit Karl Musil und Gisela Cech, die bei der Premiere ein Höchstmaß an Eleganz und Sicherheit gezeigt hatten, nicht konkurrieren. Dagegen ist Gerhard Dirtl seinem Vorgänger Paul Vondrak in jeder Schrittfolge des vierten und fünften Satzes überlegen. Inge Koz-nak hat in ihm einen sehr aufmerksamen Kavalier gefunden.

„Petruschka“, der liebende, leidende Clown, wird von Oswald Haderer viel elegischer angelegt als von Franz Wilhelm, der freilich über die intensivere maskuline Ausstrahlung verfügt. Herbert Nitsch ist ein geradezu aristokratischer Mohr, dem freilich das abgründige Böse mangelt, das Ludwig M. Musil so intensiv verkörpert. Susanne Kirnbauer ist eine entzückende spitzensichere Ballerina, ganz ohne die dämonische Aura, welche die Partie bei Christi Zimmert umgibt. Als kaiserlicher Kutscher zeigt Walter Hohn, daß er offenbar besondere Begabung für slawische Folklore hat.

Besonderes Lob gebührt Stefan Soltesz am Pult, der seine Aufgabe als Ballettdirigent ernst nimmt und Verständnis für die Bedürfnisse der Tänzer hat.

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