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Im Dunkel

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„Gedichte und Meditationen” hieß 1978 auch Jeannie Ebners erstes, im gleichen Verlag erschienenes Bändchen. Zu „bedingen”, sagt sie darin, gäbe es nichts in unserer Zeit, doch zeichnet sie in klarer Sprache auf, was „heute” zu erfahren ist. Die Texte von 1987 nun lassen erkennen, daß das Gedicht und nicht, wie früher, die Meditation überwiegt. Das Schöpferische scheint nun mehr vom Gefühl auszugehen, wofür die vielen, leicht hingesetzten Reime sprechen, auch eine zunehmende Musikalität der Sprache. Sie sagt selbst: Es gelte, „dem Wort (zu) entkommen”, dem Denken, somit einer doppelten Angst, der vor dem Leben und der vor dem Tod.

Ihre fast schon romantische Art, dazu die Dispersion in Träumen und Bildern, kommt zwar der Natur etwas näher, führt aber nicht zu jener Verinnerlichung, die gerade aus der Begegnung mit kleinen Dingen hervorgeht. Was hingegen wahrnehmbar wird, sind weite Landschaftsformen, und diese sprechen eher von ungefähr an, verursachen auch, wer weiß, ein Schwächerwerden des „Gotteslichts” und enden schließlich im Dunkeln. In diesem nämlich, im Nichts, sei zu befürchten, ginge der letzte „Erinnerungsschimmer” und überhaupt alles verloren, wovon der Mensch meint, es zu besitzen. Es sei das Dunkel ja weich, verlockend und warm und grenzenlos sanft wie sonst nichts.

GEDICHTE UND MEDITATIONEN II. Von Jeannie Ebner. Verlag G. Grasl, Baden bei Wien 1987. 64 Seiten, kart. öS 90,-.

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