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In der Fremde

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Lateinamerikaner in Europa, die vorzüglich aus der Karibik kommen, sind die Protagonisten des neuen Buches mit dem Titel „12 Geschichten aus der Fremde" des kolumbianischen Schriftstellers Gabriel Garcia Mär-quez. Ihr Fremdsein in Madrid, Barcelona, Paris, Genf, Arezzo, Rom, Neapel oder Wien zeigt sich vordergründig im tragischen „Bewußtsein, Schiffbrüchige zu sein", „Verbannte ohne Zukunft". Dahinter verbergen sich jedoch auch wunderbar einfache Reiseerlebnisse, etwa der Rompilge-rin Prudencia Linero, die im Hafen von Neapel „in einer Schar von Rückkehrern die einzig Ankommende war", und einfach wunderbare Auslandserfahrungen, die auf Anekdoten, Erinnerungen und Einfälle des karibischen Romanciers zurückgehen.

Garcia Marquez hat seit fast 20 Jahren an der Konstellation der zwölf Kurzerzählungen aus 64 Entwürfen gearbeitet. Damals lebte er noch in Barcelona, bevor er 1975 endgültig nach Lateinamerika zurückkehrte. Eine Europareise 1991, die der Erkundung und Vergewisserung seiner Erinnerungen dienen sollte, brachte ihm die Einsicht, daß „die Trennungslinie zwischen Ernüchterung und Nostalgie zu erkennen" unmöglich war. Dadurch eröffnete sich „eine

Perspektive in der Zeit", mit der er in einem dreiviertel Jahr das Manuskript neu schrieb und ein leitmotivisches Vorwort dazu verfaßte.

Wenn auch die Atmosphäre der lateinamerikanischen Exilzeit vorüber ist und die Städte im heutigen Europa „durch eine erstaunliche Umkehrung verfremdet" erscheinen, so entbehren die Geschichten keineswegs gewisser Erfahrungen eines noch immer wirksamen, anderen Wahrnehmungshorizonts aus der Fremde.

12 GESCHICHTEN AUS DER FREMDE. Von Gabriel Garcia Marquez. Deutsch von Dagmar Ploetz und Dieter E. Zimmer. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 1993. 222 Seiten, öS

228,-.

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