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Jede Begegnung mit dem Werk Silvia Plaths, der amerikanischen Dichterin, die in London 1963 noch nicht 31 jährig ihrem Leben ein Ende gesetzt hat, wird für den Leser zu einem aufwühlenden Ereignis, weil es ihn zwingt, seinem eigenen Schicksal Rede und Antwort zu stehen, denn was immer Silvia Plath behandelt, wie privat es zunächst anmuten mag, es wird alles in uns aufgerufen, was Gefahr und Hoffnung unseres Menschseins ausmacht. Langsamer als in den anderen literarischen Formen vollzieht sich der Wandel der Lyrik, wobei es immer über die Jahrhunderte hinweg auch zu Rückgriffen kommt.

Der bibliophil gestaltete Band von Silvia Plath bietet eine Motivwelt, die noch niemals in der Lyrik aufgegriffen worden ist. Zu stark lastete die patriarchalische Prägung auf der künstlerischen Ausdruckswelt, als daß es möglich gewesen wäre, Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit, Empfängnis und Verwehrung und alle damit verbundenen Ereignisse wie Fehlgeburt und Curettage als entscheidende Ereignisse der Innerlichkeit darzustellen.

Die Dichtung beschwört die Innenmonologe dreier Frauen in einer Entbindungsstation von deren Einliefe-rung bis zur Entlassung mit und ohne Kind. Die Stimmen der drei Frauen kontrapunktieren einander. Zwischen der glücklichen und der mißglückten Fruchtbarkeit gehört die dritte Stimme einer „Frau ohne Schatten": „Der Spiegel zeigt mir eine Frau, die keine Spuren trägt."

DREI FRAUEN. Ein Gedicht für drei Stimmen. Von Silvia Plath. Aus dem Englischen von Friederike Roth. Zweisprachige Ausgabe. Frankfurter Verlagsanstalt, 1991. 111 Seiten, öS 296,40.

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