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Instrumente der Sünde?

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Papst Johannes Paul II. habe in Afrika Aids- Kranken die Verwendung von Kondomen verbo- ten, meldeten Anfang September aufgrund einer „Reuter"-Agenturmeldung die Gazetten. Doch im Wortlaut hatte der Papst nur „Kampagnen " kriti- siert, „die indirekt - wegen des Fehlens eines mo- ralischen Inhalts und der falschen Sicherheit, die sie bieten - gerade jene Verhaltensmodelle för- dern, die viel zur Ausbreitung der Krankheit bei- getragen haben".

Zu Beginn der Bischofssynode hieß es in Mas- senmedien, der Papst habe erklärt, die Themen Zölibat und Priesterweihe für Frauen stünden nicht zur Debatte. „Reuter"-Mann Philip Pullella hatte in seinem Eröffnungsbericht geschrieben, der Papst habe - „vor der Synode ", aber das über- sahen die Weitergeber dieser Nachricht geflissent- lich - klargestellt, der Zölibat stehe nicht zur Dis- kussion und er werde nie Priesterinnen zulassen. So entstand der Eindruck, der Papst habe seine Eröffnungsrede - in der kein Wort zu diesen Fra- gen fiel - vorwiegend diesen Themen gewidmet.

Daß der Papst in einigen Bereichen auch unter Katholiken umstrittene Positionen einnimmt, ist bekannt. Aber wie ein Teil der Medienwelt Papst Johannes Paul II. auf Reizthemen fixiert und ihm dabei auch Aussagen in den Mund legt, die in dieser Form gar nicht gefallen sind, ist empörend. Nein, die Medien sind nicht mehr als alles andere Mißbrauchbare „Instrumente der Sünde " (auch so ein angebliches, viel differenzierter formuliertes Papstwort), aber im Umgang mit kirchlichen The- men erweisen sich manche unter ihnen als Instru- mente einer fragwürdigen Fahrlässigkeit.

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