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Interplanetares Farlament

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Die Frage der Gründung eines Interplanetaren Parlaments ist brennend aktuell. Ein Europa-Parlament haben wir schon seit langem, auch wenn viele Menschen es nicht merken.

Die logische nächste Stufe wäre ein Weltparlament. Aber — wir haben ja die UNO, eine Art Parlament.

Ein Interplanetares Parlament wäre dagegen eine saubere Sache. Die Planeten tun uns nichts.

Die Astrologen behaupten zwar, daß sich die Himmelskörper dauernd in das Leben der Menschen einmischen, ich glaube es aber nicht. Was uns 7iatürlich nicht hindern sollte, die Astrologen als Nutznießer der Planeten mit einer Abgabe zugunsten der Parlamente zu belegen, auch wenn man ihnen dafür einige Sitze abtreten müßte. Auch Astronomen sollten dafür zahlen, daß sie die Himmelskörper anstarren dürfen.

Im Interplanetaren Parlament müssen natürlich auch alle zweiunddreißig Monde der neun Planeten des Sonnensystems vertreten sein, obwohl sie nur Satelliten sind.

Die Monde sind nicht nur als Beweis der interplanetaren Demokratie wichtig. Da die oben erwähnten Einnahmen mit Sicherheit nicht ausreichen würden, um den Abgeordneten anständige Gehälter, Diäten, Repräsentationsfonds und Renten zu bieten — was ja der Sinn der Sache ist —, müßte man Zuschüsse von Kirchen und internationalen Institutionen sowie Spenden sammeln.

Mit Direktwahlen zum Interplanetaren Parlament gäbe es gewisse technische Schwierigkeiten, wir werden die Abgeordneten selbst auswählen müssen. Wenn man mich damit beauftragt, verspreche ich, mich nach sozialen Kriterien zu richten, werde aber keinen abgelegten National-, Landes- oder Kommunalpolitiker aufnehmen.

Zur Verteidigung der Ehre und Würde der Planeten muß zum Beispiel ein Gesetz verabschiedet werden, das verbietet, unbeliebte Zeitgenossen auf den Mond zu schießen. Es muß verboten werden, durch die Bezeichnung „venerische Krankheiten“ weiter den Namen „Venus“ zu verunglimpfen. Auf diesem Planeten wurde ja noch kein einziger Fall solcher Erkrankungen nachgewiesen.

Durch eine Aufklärungs-kampagne muß die Verleumdung widerlegt werden, daß hinter dem Mond besonders rückständige Verhältnisse herrschen. Undsoweiter.

Sobald das Parlament die Arbeit aufgenommen hat, wird es sich von allein — genau wie jedes andere Gremium dieser Art — genug Arbeit verschaffen, so daß sie für Tausende von Sitzungen und Diät-Jahrhunderte ausreichen würde. Und: Egal welche Gesetze das Interplanetare Parlament erlassen wird, schaden können sie niemandem.

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